Das Vne Thall Ausgabe 4 & 5 im 15. & 19. Mondlauf.
Eine satirisches Aufarbeitung des Buches der Zeit für alle, welche die Welt, das Leben und sich selbst nicht allzu ernst nehmen.

verfasst von Gaukulus Irrwitz,
seines Zeichens spitzzüngiger Klamauksammler
und Prophet der ergötzlichen Narretei
Macht euch bereit, es ist soweit, Jubel, Trubel, Heiterkeit!
O welch ein Glück, er kehrt zurück,
für ein weit’res Narrenstück.
Der Narrenhut, der steht ihm gut,
dem Schönsten aus der Narrenbrut…
… das bin übrigens ich, wie man unschwer an meinem vorzüglichen Portrait erkennen kann. Wobei meine Gesichtshaut durchaus mal wieder eine wohltuende Schlammpackung vertragen könnte. Doch zunächst verteile ich hier ein paar Schlammpackungen in andere Gesichter.
Vergebt mir, wenn ich so manchem dabei zu nahe treten sollte und ihm womöglich auf die Füße stehe. Ihr wisst, ich kann nicht anders – der Schalk, er peitscht mich unentwegt und treibt mich an wie ein störrisches Ross. So muss ich ihm zum Wohle oder zum Übel nachgeben.
Atmet noch einmal tief ein – das Ross wird sich mühen, im Galopp durch die letzten beiden Ausgaben des Vne Thall zu preschen.
Das vierte Buch der Zeit aus dem 15. Mondlauf
Aufgetaktet wird hier erneut durch einen Schwafelreigen der Ntal’Hrom. Und weil sie so nett sind, gönnen sie den Schwafelreigen nun auch anderen und lassen jeden Schmierfink seine haltlosen Behauptungen und Gerüchte vollkommen anonym in die Welt verbreiten. Das ist der Schlüssel zur ewigen Weisheit, das kann ich so nur unterschreiben. Sogleich ergreift mein Lieblings-Hromi das Wort und theatralisiert gewohnt abgehoben über die Wesen und ganze Reiche, die aus dem Nebel herausplumpsen und auch wieder hinein. Reinspickeln in den Dunst können sie nicht und die Nebelwesen wollen auch nichts erzählen – so ein Pech aber auch, da bleibt der Nebel wohl vorerst nebulös. Doch dann – holterdiepolter – reißt ein Wort der Aschlinge, spitz wie ein Dorn im Fuß, den guten Hjel’Raan aus seiner tiefen Andacht. Pikiert bügelt der angeschlagene Populärwissenschaftler seine Ehre wieder glatt und springt schnell zu einem seiner Lieblingsthemen: Dinge, die sich nicht erklären lassen. Übernatürliche Geschehnisse häufen sich – so behauptet man zumindest. Denn nach der letzten Watsche der Aschlinge lehnt sich unser lieber Hjel’Raan wohl lieber nicht mehr so weit aus dem Fenster.
Doch ei, was folgt hier für ein Gejammer! So kenne ich unseren guten Firon Yitharin ja gar nicht. Sitzt im stillen Kämmerlein, trinkt wohl Tinte anstatt Wein. In diesem Frühwerk schreibt der junge Poet gegen die Trübnis an wie der Flügelschlag eines Mückleins gegen einen Sturm. Viel Gefühl, wenig Sonne, doch immerhin: Das Flämmlein der Hoffnung flackert zwischen Sehnsucht und Seufzer.
Zum Glück folgt sogleich eine heitere Erzählung von Blut und Gemetzel, welche die Stimmung an jedem Kneipentisch zu heben vermag. Ein paar gierige Raffzähne vergreifen sich frevelhaft an der Natur und begleichen dann ungewollt die Rechnung. Wer sich mit dem Wald anlegt, der frisst am Ende eben Tannenreis. Und die Moral von der Geschicht’: die Marwolaeth vergrault man nicht!
Auf dem Fuße folgt schon die nächste Tragikomödie. Da jagt ein Mägdlein namens Sehnsucht den Sternen nach, als gäb’s im Nebel noch Himmelslicht zu holen! Durch Ruinen tappt sie, redet mit Geistern und findet – nichts. Erst im Angesicht des Todes und tanzender Pilzlaternen dämmert ihr: Der Glanz war nie im Himmel, sondern in den Leuten, die sie zeitlebens ignorierte. Glücklicherweise ist Sterben für die Aschlinge ja nicht schlimm, sondern einfach das Endprodukt des Lebens und so freut sie sich bestimmt, dass sie nun statt der Sterne wenigstens die Radieschen von unten zählen kann – wie schön!
Nun aber endlich wieder etwas aktuelles: Die Wüstengerippe knirschen mit den Zähnen – das ginge mir auch nicht anders nach fünf Sandkuchen zum Frühstück. Die Ältesten der Sandalen machen mal wieder mächtig Wind und stellen damit klar: Friede, wem Friede gebührt, aber wer einem vor’s Zelt kackt, der wird selbst reingetunkt. Nun ja, womöglich etwas differenzierter, doch die Essenz habe ich sicher gut extrahiert.
Und schon folgt die nächste Lektion in autoritärer Erziehung: Die Eiszipfelzwerge genießen offenbar eine strenge Kinderstube. Trotzdem kommt es vor, dass so ein Dreikäsehoch mal aufmüpfig wird. General Hadrak Windbrecher hat den Bart voll und meint, selbst besser zu wissen als “die da oben”, was gut ist für ihn und seine Truppen. Doch postwendend kassiert er die Autoritätsklatsche: “Gehorsam ist unser Schild!” – Das ist natürlich ein Totschlagargument und Hadrak gibt klein bei. Hoffen wir nur, dass das Schild auch notdürftig als Floß dient, wenn man mit wehenden Bannern untergeht. Als Trost gibt es zumindest ein hübsches Portrait von Grinor Feuerbart, das ganz sicher die Herzen der Soldaten an der Front zu wärmen vermag.
Und wo wir gerade von Zwergen sprechen: Ein altbekannter Zwuggelkrieger und sein Spitzohrkumpan wider Willen treten zu einem neuen Abenteuer an. Offenbar haben sie das vergiftete Bier überlebt und treffen schicksalsschwer erneut aufeinander bei der epischen Queste um einen verschwundenen Hochzeitsring. Die zwei egozentrischen Witzbolde machen sich auf eine Schnitzeljagd, bei welcher sie sich hauptsächlich darum bemühen, über ihre Unzulänglichkeiten zu streiten. Doch einen Gnom, eine Kräuterhexe und ein Rudel Wildschweine später haben sie es geschafft und dürfen an der großen Festlichkeit teilnehmen. Aber was lernen wir aus dieser Geschichte? Richtig: Am Ende des Tages ist der wahre Held erneut… das Bier! Denn Liebe hin, Trauring her – nichts verbindet so sehr wie ein ordentlicher Vollsuff!
Und als wäre dieser Tavernenschwank die perfekte Überleitung von Zwergen zu Elfen, schlittern wir direkt ins Reich der Feylar, wo ebenfalls eine Festivität stattfindet, welche jedoch jäh unterbrochen wird. Ein übergroßes Waldkätzchen hatte wohl so einen Appetit, dass es sich zwei der knöchernen Elfchen gegönnt hat. Der Hunger muss wirklich immens gewesen sein, denn mal ehrlich, an diesen Hautgerippen ist ja nicht viel dran. Ich stelle mir das jedenfalls als eine zähe Angelegenheit vor. Um nun den sogenannten Tuklur zu erlegen wird Hilfe ersucht, aber nicht gewährt, denn ehe man sein Gesicht in der Öffentlichkeit verliert, verliert man es wohl lieber wortwörtlich – und zwar fachgerecht gehäutet als Nachspeise eines Tuklurs. Doch die Obermuftine der Feylar ist gar nicht so fies wie sie tut. Heimlich lässt sie dem Haus Nil’Tenim Unterstützung zukommen… äh… na, dann hoffen wir mal, dass kein Feylar so ein Buch der Zeit in die Finger kriegt. Denn sonst war’s das mit der Heimlichkeit.
Gar nicht heimlich, sondern unheimlich war wohl hingegen die Niederlage von General Spieß, dem Eisbärenklopfer aus Alineea – da heult selbst das hohe Plenum. Doch jetzt wird der Spieß umgedreht! Soll heißen, General Spieß wird alles zum Guten wenden, vorausgesetzt der Mond steht günstig. Das sind doch mal heitere Aussichten für hoffnungslose Optimisten, würde ich sagen. Unterdessen spuckt der Schöffentopf seine Günstlinge aus – eine bunte Mischung aus Marktschreierei, Metzgerskunst und Magdengeschwätz. Alles natürlich zwangsgewählt, weil niemand sich freiwillig die Krone der Weisheit aufsetzen möchte – außer mir selbstverständlich. Also, wenn man noch einen Gastauftritt beim nächsten Knüppelgericht braucht, lasst es mich gerne wissen! Hauptsache, mir wachsen beim Besuch keine zusätzlichen Extremitäten. Das scheint die neueste Freizeitbeschäftigung der Akademiker aus Liagth Tureen zu sein. Sie bitten um Berichte über jegliche Wandlung und Verformung von Lebewesen aller Völker. Wenn ihr euch also nach eurem nächsten Wirtshausbesuch morgens im Spiegel beäugt und feststellt, dass ein Auge geschwollen und eure Nase krumm ist und sich die Anzahl eurer Zähne dramatisch verändert hat, meldet euch in Alineea – hier werdet ihr fachgerecht dokumentiert und katalogisiert.
Auch das Askenfolk startet eine lustige Umfragerunde: Was sind diese ominösen Vorurteile und woher kommen sie? Sofern etwas herausgefunden wird, soll es bekannt gemacht werden. Dieser Einstellung scheint man allgemein verpflichtet und so berichtet der Jarnfjordbodet über die neueste Errungenschaft “Freibücher für alle”! Askeborg brüstet sich nun mit einer eigenen Bibliothek und bald kann zudem jeder das heilige Wissen des Rates bestaunen, natürlich unter der Voraussetzung, dass man lesen kann! Wer nicht, der kann einfach nach Hrafnholt gehen, um zumindest selbst irgendwann namentlich in so einem Schmöker erwähnt zu werden. Zur Besiedlung eingeladen sind alle, die von entzückenden Nebelwesen und malerischen Schwärmen von Aasfressern einfach nicht genug kriegen können. Wie etwa die Fjordsriddare, die Richtung Südgrenze reiten. Ob die grünschnäbligen Reiter so tapfer sind wie ihre legendären Vorbilder wird sich wohl noch zeigen müssen. Ebenso legendär ist der einstige Aufstieg der Gilden, angeführt durch den Gutmenschen Askehjul, der zusammen mit den anderen Gildenmeistern den früheren Jarl explosionsartig von seinem Thron katapultierte – aus reiner Menschenliebe, versteht sich. Der Rat des Askenfolk wehrt sich unterdessen gegen die schändlichen Lügen des Freien Askenblad: “Hier gibt es keine Zensur!” Doch wer auf private Skandale oder zu viel Wahrheit hofft, wird enttäuscht – es wird im besten Interesse aller gehandelt, solange es eben der Gildenagenda dient. Vertrauen wir also weiter dem Jarnfjordbodet – dem Hort der selektiven Wahrheit!
Aber was kommt denn da als nächstes – ein Nachschlag aus dem Reich der wüsten Sandalen? Eine weitere Schippe Sandkörner in den Hemdskragen der Mächtigen. Der Rat der Ältesten hat mal wieder Mist gebaut – die Sonne schämt sich fremd, der Wind plustert die Backen und der Donner schimpft. Schuld sind natürlich nicht die Götter, sondern der Hochmut der alten Leute in Shānti’Kāla. Die Geschichtenerzähler müssen fliehen, doch bleibt ihnen die Hoffnung, dass der Rat sein Fundament auf Sand gebaut hat und irgendwann die Konsequenzen tragen muss. Ich drücke den Wüstenflitzern jedenfalls die Daumen – wer den Geschichtenerzähler nicht ehrt, ist keine blanke Münze wert!
Und schon geht es weiter mit der Kritik an der Obrigkeit. Eis auf heiß, so mag ich es am liebsten. Von der Wüste zurück ins frostige Zwergenland. Bei den Eiszipfelwedlern wird offenbar ganz schamlos zensiert und umgeschrieben, da kann sich der Jarnfjordbodet noch eine Scheibe von abschneiden! Nicht nur die Gegenwart sondern auch die Vergangenheit wird hier zurecht gerückt, um die elitäre Rassentrennung zu untermauern. Peinlich nur, wenn es Leute gibt, die sich noch erinnern, wie es tatsächlich war. Da hat der Zeugenbeseitigungsdienst der Eiszwerge wohl mal wieder geschludert. Da kommt es schon mal zur einen oder anderen unbequemen Anschuldigung.
Mit solchen schlägt man sich wohl auch im Reich der hitzigen Spitzohren herum. Heiliges Blut? Alles Mumpitz! Hier zählt nicht die optische Verpackung sondern nur das Feuer unterm Arsch – so ist’s recht. Ob das alle so sehen… Nun ja, so ein kleiner drohender Bürgerkrieg kann doch einen echten Feuerelf nicht erschüttern – davor haben schließlich nur so weißhaarige Promenadenmischungen Angst. Ich freue mich jedenfalls schon auf den ausstehenden Aufschrei aus dem konservativen Lager.
Ansonsten nicht viel Neues aus Al’Umbryjil: Die Welt draußen ist kaputt, traurig, voller Monster – aber hey, wir bringen Hoffnung, Feuer und eventuell ein bisschen expansionsgeiles Imperium. Kleine Überraschung am Rand: Da ist ein Meer, das da nicht hingehört – aber was soll’s. Man nimmt, was man kriegen kann. Nur diese nervigen Nebelnasen scheinen zu stören – irgendwie wollen die wirklich mit niemandem reden, diese eitlen Schnurrbartfürsten. Das frustriert natürlich. Während sich in der Wüste die niederen Soldaten die Köpfe spalten lassen, tröstet man sich in der Hauptstadt mit ein bisschen unnötigem Prunk im schnieke restaurierten Tempel. Das tolle Fenster in der Gebetshalle wurde vom Hohepriestersohn gestaltet – na, wenn da mal nicht jemand seine Beziehungen hat spielen lassen…
Ähnliche Machenschaften sind wohl auch beim Askenfolk zu Gange. Eben erst hat der Jarnfjordbodet sein Röckchen vom Schmutz befreit, spuckt ihm schon das Freie Askenblad einen neuen Schwall Erbsensuppe auf die blütenweiße Schürze. Während das Volk im Nebel taumelt, verkauft der reichstreue Bodet Trugbilder und Heldensagen. In Wahrheit rüstet der Rat doch Schattenarmeen, hofiert Nebelwesen und versenkt Staatskassen schneller als ein besoffener Seemann „Fjordsriddare“ lallen kann. Wer hier noch an Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit glaubt, glaubt wohl auch, dass Raben einfach nur Vögel sind. Doch jeder, der hinter die Fassade blickt, erkennt ohne Zweifel die finsteren Pläne dieser schwarzgefiederten Scharlatane – dem Askenblad bleibt nichts verborgen!
Und damit erreichen wir das Finale dieser Ausgabe mit einer neuen Runde Krönchenschubsen mit dem guten Xerthus und dem überragenden Schriftwerk eines verkannten aber unübertroffenen Autoren, der mit exquisitem Witz und leidenschaftlicher Hingabe einen weiteren über jeden Zweifel erhabenen Meilenstein der Narrenkunst setzt. Besser hätte ich es selbst nicht schreiben können.
Zu meinem großen Gefallen war jenes Blättchen zudem wie von den Ntal’Hrom angekündigt zu Hauf mit in kurze Zeilen gepresstem Schmarrn gefüllt. Mein absoluter Favorit: “Wenn der stumme Stern singt und der gebrochene Kreis sich schließt, wird das Verborgene zur Wahrheit und die Wahrheit zum Fluch.”
Die Bedeutung ist hier doch sonnenklar, wie ich selbst jüngst in Erfahrung bringen durfte: Wenn man sich so derbe einen hinter die Binde gießt, dass man nicht nur Sternchen sieht, sondern einem auch direkt schon dermaßen der Schädel dröhnt, dass man die Sterne singen hört, dauert es wohl nicht mehr lange, ehe man beginnt im Kreis zu brechen und das einst im Wanst verborgene Abendessen zur untrüglichen Begutachtung aller Anwesenden erneut zum Vorschein kommt. Jenes will dann wohl fein säuberlich von einem beseitigt werden, was im Vollsuff wahrlich ein Fluch ist, ehe man seinen Allerwertesten vom Tavernenwirt mittels Stiefelantrieb auf die Gasse hinausbefördert finden mag. Warum können diese besoffenen Propheten sich nicht einfach mal klar ausdrücken?
Das fünfte Buch der Zeit aus dem 19. Mondlauf
Und wie das so ist: Wenn man sich eine närrische Auszeit gönnt, hat man die Konsequenzen zu tragen. Gerade erst in der Dämmerung der Nüchternheit angelangt, glaubte ich schon, noch immer doppelt zu sehen. Doch nein: Es sind wahrlich zwei Bücher der Zeit, welche da vor mit liegen! Also frisch ans Werk und ran an den Speck, sprich: den nächsten Schinken.
Die Ntal’Hrom lassen sich nicht lumpen und organisieren eine Sause vom Feinsten – “Konfekt” nennen sie es… und nur um es explizit zu erwähnen: Ich war nicht eingeladen. Schande über diese Ignoranten!
Während die Welt bebt, Reiche stürzen und der Nebel frisst, basteln sie an einem dilettantischen Debattierdebakel auf malerischen Meeresklippen. Hauptsache, die Reichsrepräsentanten haben einen Ort, um sich stilvoll zu beleidigen. Magie kehrt zurück, Chaos wütet, das Ende naht, aber keine Sorge: Der Konfekt tagt – denn was wäre ein drohender Weltuntergang ohne Sitzordnung und höfisches Protokoll?
Um angesichts der ungewissen Zukunft die düstere Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, folgt ein kleiner Tiefschlag aus der Finsternis. O Yitharin, du armes Ding, wärst wohl gern ein Schmetterling. Doch bevor man zum Schmetterling werden kann, muss man wohl erst den Aschenebel zerschmettern. Und dabei kommt die Erleuchtung, dass hinter dem Nebel noch etwas anderes ist. Aha – also nur weil man sich die Augen zuhält, verschwindet die Welt um einen nicht wirklich – phänomenale Erkenntnis! Doch Achtung: Wer im Dunklen Licht macht, sollte mit Monstern rechnen. Und mit Bettnachbarn, von denen man nix wusste.
Moment… was riecht denn hier plötzlich so nach Fisch? Ah – es ist eine Deklaration mit Dorschfilet. Die Nordlichtnostalgiker der Dopras verkünden, dass ihre Knüpfer künftig nicht nur Fangnetze, sondern auch politische Netze knüpfen wollen. So reichen die freimütigen Fjordbewohner die flutschigen Flossen zur Freundschaft und zum Fischhandel – Wer tauscht Hunger gegen Heilbutt?
Doch damit nicht genug, es gibt weitere neue Nasen unter der Sonne Darshivas zu bestaunen: Die Astarim lassen uns an der theatralisch schicksalsschwangeren Ansprache ihres neuen Herrschers teilhaben. Frisch gebadet in stahlharten Prüfungen und mit Worten so blank wie seine polierten Stiefel, besteigt er das hohe Ross der Moral und wedelt mit dem Banner der Gerechtigkeit in der einen und dem Schwert der Vergeltung in der anderen Hand. Hier spritzen Blut und Pathos in Massen – alles zum Wohle der Unschuldigen, für die man bereitwillig jeden niedermetzeln will, der nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Wenn das keine Vorlage für das nächste schmalzige Kriegsepos wird, weiß ich auch nicht mehr weiter.
Apropos Krieg und Vergeltung – die Andari haben das ebensogut drauf wie die Astarim. Scheint am Klang des Namens zu liegen. Im Kampf gegen Nebelschwaden und verdampfende Eisbären hat so mancher Tiefkühlelf sein Leben ausgehaucht und darf nun säuberlich zusammengefaltet als Fundament einer neuen Stadt dienen. Na, wenn das mal nicht die Grundstückspreise nach oben treibt bei den traditionsbewussten Eiszapfennasen.
Von einer Leichenschau zur nächsten: Die Aschlinge wissen genau, dass nur Tote keinen Blödsinn mehr von sich geben. Und so attestiert der Älteste Aschegrimm – dessen Namen eindeutig Programm ist: Wer lebt, stört. Freiheit? Nee danke, klingt nach Aufwand. Lieber dem Schicksal gehorchen und dabei edel dreinschauen. Meinungen sind nur Lärm, Vermutungen sind Zeitverschwendung. Ein Hoch auf konservative Tradition und starre Regeln – und runter mit allem, was flattert. Willkommen in Prachtfall: Wo die Ketten nicht drücken, weil sie heilig gesprochen wurden.
Nach so einer Ouvertüre könnte es der Ordensmeister Vielweg schwer haben mit seiner kleinen Wahlwerbung. Jeder der möchte, kann Aschling werden. Also, sich quasi aus freien Stücken seiner Freiheit berauben lassen – das klingt ja attraktiv! Ich hatte mal einen Bekannten, der war devoter Masochist. Vielleicht spricht den ja dieses Angebot an… Das bezaubernde Portrait von Ordensmeister Vielweg sollte jedenfalls das Übrige tun – ich meine, wer kann einem runzligen Kartoffelsack mit Zotteln und gelbschimmernden toten Augen schon widerstehen?
Ganz sicher findet er Freundschaft bei den Sandsandalen. Die Wüstenhüpfer nehmen schließlich jeden in die Familie auf, auch meterhohe Echsenmonster mit steinerner Haut, die ganze Dörfer verschnabulieren. Denn in Wahrheit sind das auch nur Leute wie du und ich. Und wenn es die nicht gäbe, wäre Großvater Sand schließlich bald arbeitslos – und das geht ja nun wirklich nicht. Der schenkt zur nächsten Feier jedenfalls reichlich Lebenssaft der gefallenen Helden aus, die diesem Massaker… äh… ich meine, dieser vorbildlichen Familienzusammenführung beigewohnt haben.
Im Anschluss folgt ein neues Bilderrätsel aus Fahlhain. Mal sehen, ob ich es erraten kann. Ich hab’s: Der König ist neidisch, weil jemand anderes dickere Eier hat als er selbst!… Nein… Ah, jetzt hab ich’s: Der König hat’s verkackt und schiebt es irgendeinem alten Sack in die Stiefel, der sich nicht wehren kann. Wie Herrscher das für gewöhnlich eben machen, um ihre eigene Unfähigkeit zu übertünchen. Das Ergebnis ist fauler Eiermatsch. Ob das noch Folgen für diesen Norvrot haben wird, erfahren wir hoffentlich in der Fortsetzung.
Moment, wisst ihr etwa nicht was ein “Norvrot” ist, ihr Durzraken? Dem kann Abhilfe geleistet werden! Die kleinwüchsigen Schneemänner aus Nor’Davara führen uns gerne in die hohe Kunst der unterkühlten Beleidigungen ein. Denn, wie hier zurecht bemerkt wird, sind das nicht einfach nur Schimpfworte, sondern ein Spiegelbild der zwergischen Kultur und ihres Wertesystems. Merke: Wenn du dir im Eiszwergenreich ein paar richtig gute Freunde machen willst und deine Verbundenheit mit ihren Traditionen demonstrieren möchtest, versuch es doch mal mit “Farnok” als Begrüßung und du wirst mit offenen Armen empfangen. Und keine Sorge, der Schwitzkasten ist nur eine zwergische Variante einer wohlwollenden Umarmung.
Jaha, missverstandene Kreaturen sind diese Zwerge, genau wie die Rash’Nu. Die haben unseren altbekannten Volon ja zu sich nach Hause eingeladen, damit er der Welt erzählen kann, was für feine Herrschaften sie sind. Und der staunt nicht schlecht. Während unsereins das Sprichwort pflegt “Scheiß’ niemals dahin wo du frisst”, wird hier das genaue Gegenteil praktiziert: Die Rash’Nu sind so nachhaltig, dass sie sogar in ihren eigenen Exkrementen wohnen – hm, wer’s mag. Aber auch sonst sind die Korallenköpfe echte Gutmenschen… also, äh… Gutmuscheln oder so. Sie wollen gar nicht herrschen, sondern einfach nur die Welt verbessern. Die Frage ist nur, was heißt denn “verbessern”? Da bleiben sie zum Glück die Antwort nicht schuldig, sondern liefern sie auf dem Silbertablett: Die Rash’Nu verbinden sich mit allem, wo sie wandeln. Und irgendwann ist die ganze Natur nur noch Rash’Nu und alle Probleme sind gelöst. Ich finde, das klingt nach einem soliden Plan zur Eroberung… äh… Heilung der Welt.
Auch im Land der Feuerelfen wird fröhlich assimiliert. Die stießen jüngt auf ein Volk von Sumpfelfen, die schon sehnsüchtigst darauf gewartet haben, von einem Großreich unterjocht zu werden – so berichtet zumindest der Völkerkundler Harqhain. Aber damit nicht genug: Auch Nebelwesen tummeln sich zu Hauf im Reich, die die expansionswilligen Hitzköpfe empfindlich stören. Was soll das aber auch? Egal wo man hinkommt, um das Land zu erobern, ist schon jemand da – Frechheit!
Aber die Tümpelplanscher aus dem Sumpfgebiet haben wenigstens ein paar hübsche Geschichten auf Lager. Unter Anderem die von Nazeera, die mit einem Geisterpakt das ganze Heer eines herrschsüchtigen Invasors für immer unter die Wasseroberfläche befördert hat. Vielleicht sollten die Feuerelfen sich diese Geschichte mal ganz genau anhören und zwischen den Zeilen lesen… ich meine ja nur…
Unterdessen heißt es in Liagth Tureen “Hoch die Krüge!”… und schon wieder ohne mich, pffft.
Bei der dreitägigen Feier zu Ehren des Dreigestirns der Dreistigkeit wurde so einiges aufgefahren: Prügeleien, Dolchstöße und Rebellensabotage. Zum Glück ist man nun mit neuem Wappen gewappnet gegen jeden, der meint, anders denken zu können, als die die hier das Sagen haben.
Nix mit “Hoch die Krüge” war es auch für den guten alten Borin. Das ist natürlich ärgerlich, wenn sich das neu erstandene Trinkgefäß plötzlich zu Wort meldet und Forderungen stellt, weil es sich bei selbigem um einen verfluchten Schädel handelt, der unserem Papphelden und seinem nörgelnden Elfenanhang ein weiteres Abenteuer aufnötigt. Erneut fliegen Pfeile und Axthiebe, begleitet durch die Wortgefechte unserer eingeschnappten Streithähne, um den Tag zu retten. Am Ende gab es weder Gold noch Bier als Belohnung – also eine Pleite auf ganzer Linie. Die Lehre daraus kann folglich nur sein: Wenn ein Schädel mit dir spricht, stopf ihm besser das Maul und mach einen Bierkrug daraus – da hast du am Ende mehr davon.
Und wo wir gerade bei sprechenden Gebeinen sind: die Feylar melden sich auch wieder mit der Fortsetzung der jüngsten Geschehnisse. Im Reich der knöchernen Elfen hat man das wilde Kätzchen erfolgreich zur Strecke gebracht – doch wie von mir befürchtet, ist jemand hinter die heimliche Hilfestellung durch die Shi’Bath gekommen. Peinlich für die großen Helden, die gerade zur öffentlichen Beweihräucherung durch die Straßen der Stadt stolzierten. Tja, je mehr man sich aufplustert, umso leichter trifft einen der Pfeil des Spottes. Am Ende gehört der Sieg nicht mehr dem Hause Nil’Tenim, sondern allen und die Beute kriegt ein anderes Haus – Politik eben. Wenn das mal kein Nährboden für wilde Gerüchte ist.
Selbige sprießen auch massenweise in diesem Vne Thall. Ein köstliches Amüsement, wie ich finde.
“Im Lächeln der Sonne und mit dem Ruf der Wellen wird unter dem Zeichen der Weiblichkeit die Zukunft gestaltet.” – Huiuiui. Das ist mal eine klare Warnung an alle männlichen Leser hier. Passt auf beim romantischen Stelldichein mit der nächsten Strandbekanntschaft – die ist schneller schwanger als man “Meerjungfrau” sagen kann.
Oha! Und auf die Mitteilung #29 “Gaukulus Irrwitz ist ein abtrünniger Aschling.” antwortete jemand mit Mitteilung #49 “Wäre er ein Aschling, würde er mich zum Weinen bringen, nicht zum Lachen.”
Zu köstlich finde ich dies, als dass ich auflösen möchte, ob ich einst den Aschlingen angehörte oder nicht – oder es insgeheim noch immer tue! Widersprechen möchte ich jedoch dem oder der Antwortgebenden in einer Sache: Mich persönlich erheitern die Beiträge der Aschlinge durchaus. Es ist alles nur eine Frage der Perspektive und des Gemütszustandes… und vielleicht noch der Alkoholmenge.
Noch ein Wort zum Schluss
Trotz Schweinsgalopp mal wieder ein üppiges Schriftwerk, das ich hier verrichtet habe. Je schneller man reiten will, umso größer wird wohl die Staubwolke, die man dabei erzeugt.
Nun denn – ich hoffe, niemand hat sich an jenem Staub allzusehr verschluckt. Es würde mein kleines Herz betrüben, wenn jemandem das Geschriebene zu sehr das Gemüt versauerte, denn süß-sauer sollen meine Gerichte sein, um so manchem von euch zwar eine pikierte Gesichtsverzerrung zu entlocken, doch letzten Endes den Tag zu versüßen.
In diesem Sinne:
Gehabt euch wohl und auf baldiges Wiederlesen!