Eine satirisches Aufarbeitung des Buches der Zeit für alle, welche die Welt, das Leben und sich selbst nicht allzu ernst nehmen
verfasst von Gaukulus Irrwitz,
seines Zeichens spitzzüngiger Klamauksammler
und Prophet der ergötzlichen Narretei
Seid gegrüßt,
Freunde des Schabernacks!
Die zweite Ausgabe des Buches der Zeit erblickte das Licht der Welt und so konnte ich nicht an mich halten, hierüber einige Zeilen kundzutun. Doch wie ich erstaunt feststellen durfte, hat das Neugeborene bereits stattlich zugelegt: Bei meiner Narrenkappe – in nur fünf Mondläufen eine Verdopplung des Gewichts. Da muss wohl meine Wenigkeit zum Ausgleich etwas abspecken und meinem Narrenspiegel ein Taschenspiegelformat verpassen. Hoffen wir mal, dass mir das gelingt.
In diesem Sinne, werteste Leserschaft – ihr kennt mich. So vergebt mir mein loses Mundwerk und allen Schmäh, der aus meiner Feder seinen Weg auf dieses Papier hier fand. Kein finstrer Wille steckt dahinter, sondern nur eines einfachen Narren Geist und sein Drang nach Freiheit für alle neckischen Gedanken und kecken Worte. Greift nach einem großen Krug voll schweren roten Weines, denn mit diesem lassen sich meine gepfefferten Reden am besten hinunterspülen. Ich wünsche euch viel Vergnügen!
Kollektive Unwissenheit
Die geistigen Überflieger der Ntal’Hrom sind einem vollkommen unbekannten und mysteriösen Phänomen auf die Schliche gekommen: Manche nennen es kollektiv überindividuelles Unterbewusstseinsnetzwerk aus Erinnerungsfragmenten der Volksseele und andere nennen es… Vorurteile. Anscheinend haben die Völker Darshivas längst beschlossen, wen sie mögen und wen nicht. Bei so viel Engstirnigkeit fällt es mir wahrlich schwer, etwas Fröhliches niederzuschreiben. Vielleicht sollten alle jetzt den besagten Weinkrug zum Munde führen und einen tiefen Zug daraus nehmen. Womöglich ist der Suff die letzte Möglichkeit, dass aaaalle Wääääld su bäääschden Frooooiiinden wiiird, hicks!
Dichter Nebel oder Nebeldichter?
Ein weiteres Mal dichtet unser lieber Firon im Nebel umher. Oder er hat meinen Rat zum schweren Wein beherzigt ehe ich ihn verkünden konnte. Jedenfalls ist er bereits der Auffassung, dass alle Welt zu besten Freunden wird und das ist zumindest ein erfrischendes Gegenprogramm zum vorherigen Beitrag. Solch unbeugsamen Idealismus kann man nur bewundern. Mach weiter so, guter Yitharin, ich bin mit dir: Lass uns auf Glitzerregenbögen in eine Welt aus Harmonie und Hoffnung reiten.
Kuckuck
Die göttliche Weltenuhr ist kaputt. Verlässlich ging auf die Stunde genau alle 10 Weltenläufe das karkildonische Türchen auf, ein Nasenzwerg steckte seine Zwergennase heraus und zog sie wieder ein. Doch jetzt scheint da was zu klemmen. Das Türchen geht nicht mehr zu! Wie sich herausstellt, war es gar keine Weltenuhr, sondern eine Theaterbühne und die Protagonisten haben lediglich darauf gewartet, dass sich endlich ein Publikum für ihren Auftritt fände. Und jetzt ist es so weit, das Schauspiel kann beginnen. Frei nach dem Motto: Tri-Tra-Trullala, die Zwerge, die sind wieder da!
Gschwätzt isch!
Nirgends findet man solche Quasselstrippen wie im Reich der Daonna. Aber nur einer verfügt über ausreichend Selbstüberschätzung, um zum luftigen Lappenhirt gewählt zu werden. Eigentlich wollte er das gar nicht und seine Füße haben ihn ohne sein Zutun auf einen Esstisch getragen, von wo aus ihn jeder gut sehen konnte. Nachdem er seinen Beinen das Handeln überlassen hat, fährt er damit fort, andere Leute das Reden für ihn übernehmen zu lassen. Wie man so sagt, die Faulheit ist die Mutter der Effizienz. Und dieser Preantas hat den Bogen echt raus. Nachdem er nichts von sich aus getan oder gesagt hat, wird er zum Lappenhirt gewählt und befindet das als vollkommen logisch. Vielleicht darf er so in Zukunft auch selbst mal etwas tun oder zumindest sagen.
Treibgut
Ein Kästchen wird im Sand gefunden, innen mit Fett und Werg konserviert – der große Schatz des Sippa-Volkes? Wohl leider nicht. Nur ein Bild von einem Kerl, der zum “Leipsipp” ernannt wird, was auch immer das bedeutet. Ein Schelm, wer fragt, ob das Wort “Leipsipp” übersetzt wohl “Witzfigur” oder “Dorftrottel” heißt.
Liebenswürdig bis auf die Knochen
Der Geschichtenschreiber Jordan Hardlinger stolpert im Wald über ein paar Elfenwesen, die ihn im Handumdrehen einsacken und mitnehmen. Die sogenannten Feylar scheinen ein Volk zu sein, das seine Rüstungen direkt aus den Gräbern holt und Gäste mit einem eiskalten Lächeln empfängt, das man lieber nicht erwidern möchte – einladend wie eine speergespickte Fallgrube. Während der Gast wider Willen noch fühlt wie das Grauen in ihm aufsteigt, grinsen die Feylar vermutlich in sich hinein und denken: “Ach, das ist eben unsere ganz eigene Art der Höflichkeit. Was diese Fremden immer nur haben?”
Auch ihre Herrscherin macht den Eindruck, dass sie lieber das Henkersbeil als das Tanzbein schwingen möchte. Entgegen seiner Erwartungen entkommt Jordan mit seinem Leben und erhält obendrein den Auftrag, zu verkünden, dass Interesse an kulturellem Austausch besteht. Na, wenn diese Vorspeise nicht Appetit auf mehr gemacht hat, weiß ich auch nicht. Aber dem lieben Geschichtenschreiber bleibt eh keine andere Wahl. Denn kaum kehrt man ihnen den Rücken, schon lauern sie wieder, die knöchernen Feylar, bereit für das nächste “freundliche” Gespräch. Die Herrscherin lässt grüßen und lädt Jordan ein, künftig ihr Sprachrohr zu sein. Also, mir müsste man das nicht zweimal anbieten – ich hätte schon nach dem ersten Angebot die Beine in die Hand genommen. Nach kurzem Zögern befindet der Umnachtete es aber als tatsächlich klug, sich freiwillig in das Spinnennetz zu begeben. Wir werden ja bald sehen, welcher Feylar künftig Jordans Rippen als Festtagskleidung trägt.
Die Legende von
Ken’guckindieluft
Ein ganzes Volk starrt Löcher in die Luft, nur der Erzähler der Geschichte kann nicht mitspielen. Ist leider blind, der Gute. Moment mal – der Blinde ist nicht nur ein Seher, sondern hat das alles angeblich auch noch selbst niedergeschrieben? Ach, Augen werden einfach überbewertet. Jedenfalls hat sich der König jenes sagenumwobenen Volkes eines Nachts aus dem Staub gemacht. Wahrscheinlich wollte er eigentlich nur eben mal pinkeln, nachdem er sich ein paar Schlückchen zu viel genehmigt hat und verirrte sich daraufhin im Wald – nur so für ein paar hundert Weltenläufe. Während seiner Abwesenheit sucht auch niemand nach ihm, sondern man guckt einfach nach oben in den Himmel in der Hoffnung, dass er schon wieder zurückfinden wird. Zum Glück rumpelt irgendwann ein Komet herunter und der verirrte König trifft mit dem Rest seines Volkes an der Einschlagstelle endlich wieder zusammen. Und wie das mit Legenden so ist, aus “sternhagelvoll” wurde eine “Reise zu den Sternen” und jetzt können wieder alle gemeinsam in die Luft gucken, wenn man zuvor etwas zu tief ins Glas geschaut hat – wie schön.
Nebulöse Geschäfte
Von einem Mythos zum nächsten. Als der Aschenebel die Welt eroberte, war den Bewohnern der schicken Handelsmetropole schnell klar “Jetzt ist rum, Zahadum, das ist aber wirklich dumm”. Doch der Nebel lichtet sich und schon heißt es “Da schaust’ dich um, Zahadum, wir gründen ein Konsortium”. Unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit haben sich die Kapitalisten schnell geeinigt und verkaufen ihr neues Handelsimperium als gemeinnützige Bildungsinstitution, während sie bereits schenkelklopfend ihre Säckel für die Befüllung vorbereiten und denken “Ich lach mich krumm, Zahadum, und scheffel reichlich Gold und Ruhm.”
Beinahe ein Abenteuer,
die Fortsetzung
Er hat’s wirklich nicht leicht, der gute Güldenhaag. Erst malt er eine Festung, über die er gar nichts weiß und die unerreichbar ist und jetzt das: Wie es scheint, hat die Burg gar keine Bewohner. Dennoch ist sie sooo geheimnisvoll, dass der fahrende Künstler es kaum aushält und er schmiedet einen Plan, um nun endlich in diese Festung zu gelangen. Als sich dann aber doch seltsame Gestalten dort regen, rennt er eilig heim – und träumt vom Abenteuer, das er mal wieder fast gehabt hätte. Der gute Mann sollte sich endlich mal entscheiden, was er eigentlich möchte. Aber egal, Hauptsache eine weitere Leinwand wurde mit einem Gemälde befüllt, von dem sich der Maler nicht sicher ist, was es eigentlich darstellt. Das ist wahre Kunst!
Hopp hopp, über Stock und Stein
Professor Habitus hat mal wieder sein Fremdwörterlexikon gezückt um uns an seinen post-katastrophalen Geistesergüssen teilhaben zu lassen. Auch die Cwtsh erwachen langsam und scheinen etwas weniger benebelt als zuvor. So haben sie wohl beschlossen mit Ritualen und schiefen Gesängen die Welt zu erobern. Während sie weiter Äste sammeln und in heiligen Wäldern tanzen, träumen sie von einer “großen Expansion”. Wer wagt, hier von Fortschritt zu sprechen, verfügt wohl über mehr Humor als ich. Aber der Wille zählt. Schon bald werden die Cwtsh aus ihren Wäldern stürmen, bewaffnet mit Stöcken, Steinen und schicksalhaftem Ernst und an der Spitze ein fachsimpelnder Ethnologe. Doch ob die Welt sich davon beeindrucken lässt, bleibt zweifelhaft – vielleicht lauscht der Wind, vielleicht auch nicht. Mir pfeifen auf jeden Fall nach so viel Xenismen – was übrigens ein Fremdwort für Fremdwörter ist und beweist, dass ich schlau bin – die Ohren, ob mit oder ohne Wind.
Willkommen im Elend,
aber bitte leise
Die Aschlinge strecken die Hände aus dem Nebel und verkünden voller Wehmut: Sie haben nichts als dunkle Erinnerungen und ein Bündel voll Sorgen, das sie aber bereitwillig mit allen teilen, die auch Lust haben auf ein wenig Depression. Ich sollte wirklich mal persönlich dort vorbeischauen und für ein bisschen gute Laune sorgen. Es ist schließlich vollkommen verständlich, dass man nach Jahrhunderten in der Gesellschaft von starren Leichnamen nicht mehr gewohnt ist, dass der Gesprächspartner antwortet oder eine Miene verzieht… oder atmet. Das kann schon ganz schön trübsinnig machen. Also hier mein Plan: Wir schmeißen eine große Überraschungssause für die gute Matriarchin Fahlherz. Ich backe einen Glückskeks für sie. Wer ist dabei?
Heldenmut tut selten gut
Mit großen Gesten und klagendem Gesang preisen die Eisbärenkrieger ihren “Tribut” – doch was bleibt, sind stolze Worte und leere Taschen. Die armen Plüschbären können einem ehrlich leid tun – Verbannung hat wirklich kein Kuscheltier der Welt verdient, nicht mal wenn es in Erwägung zieht, die Hauptstadt von Ligath Tureen anzuzünden.
Dort scheint man sich unterdessen mehr um die Verwahrlosung der Volkskultur zu sorgen: Eltern, die der Meinung sind, ihre Nachkommen selbst erziehen zu können – skandalös! Jeder weiß doch, dass nur wohlgelehrte Kinder Liedchen über die großen Volkshelden trällern, die nichts für ihren Dienst verlangen und nur von Luft und Liebe leben. So wie auch alle anderen im Volke, die höflich daran erinnert werden, alles abzugeben, was sie so zu bieten haben: Arbeitskraft, Gold, Kinder… Das wird dann auch reichlich honoriert mit fürstlicher Dankbarkeit und Ehre und dergleichen – was man eben so zum Leben braucht, nicht wahr?
Hohe Moral, niedrige Decken
“Klönk Klönk Knack Klirr!” Das war Nor’Davarisch (eine Sprache, die klingt, als ob man mit einem Vorschlaghammer auf einen Stein klopft) und bedeutet übersetzt: “Achtung, Kopf einziehen!”, denn wir sind mal wieder zu Gast bei den Eiszwergen, die großen Wert darauf legen, dass man sie nicht mit kleinwüchsigen tiefgefrorenen Menschen verwechselt. Ein Wort für “Fortschritt” gibt es in ihrer Sprache vermutlich nicht, denn hier regieren Tradition und Reserviertheit. Alles neue und fremde wird von ihnen argwöhnigst beäugt und wenn man sich auf eine Schneeballschlacht mit ihnen einlässt, muss man schon auch mal mit einer Lawine rechnen. Obwohl sie nach Außen die Herzenswärme einer Gletscherspalte verströmen, scheinen sich irgendwelche Sozialmasochisten freiwillig in ihr Reich zu begeben, weshalb sie sich dazu herablassen, auch die Gemeinsprache zu nutzen. Wenn man die Eiszwerge dann in ihrer Gemeinschaft beobachten kann, erkennt man, dass sie durchaus gesellig, ausgelassen und gastfreundlich sind – nur halt nicht gegenüber ihren Gästen. Naja, wie das Land so die Leute. Apropos Land – die Davara scheinen sich weiter auszubreiten und neue Regionen zu erobern. Womöglich stoßen sie dabei irgendwann mal auf eine Ebene voll sonniger Blumenwiesen – ich wüsste ja zu gerne, was aus so einem Eiszwerg wird, wenn man ihn auftaut.
Gewissensbisse mit Mandibeln
Das ist schon eine heikle Sache, so ein Bewusstsein. Es zwickt wie eine zu eng genähte Hose, wenn man es nicht gewohnt ist. Nachdem die Meinungen bei den Dalaar darüber auseinandergehen, ob man einfach trotzdem weiter macht wie bisher und sich für eine bewusste Gewissenlosigkeit entscheidet oder gleich die Weltherrschaft über alle geistigen Milchbrötchen anstrebt, erkennt eine dritte Gruppe, dass nichts diesem Zwicken und Zwacken in gleicher Weise Einhalt gebieten wird wie eines: die heilende Wirkung der Bürokratie! Das Animalische wird ganz fix abgetan und es werden erstmal Regeln und Gesetze gemacht, wie sich das für kultivierte Gliederfüßer gehört. Zu ihrer eigenen Schande hat die Königin das wichtigste Gesetz gebrochen… Moment, war es nicht eigentlich eine Regel?… und von Regeln gibt es doch Ausnahmen… egal, jedenfalls hat sie das wichtigste Gesetz gebrochen, ehe es erlassen wurde… äh, Moment – wie bricht man denn ein Gesetz, das es noch gar nicht gibt?… egal – jedenfalls verspürt sie bis zum heutigen Tage aufgrund ihres reizenden imaginären Gesetzbruches einen gesetzten imaginären Brechreiz, auch wenn ihr geliebter Rhodan fortwährend beteuert, dass er es eigentlich ganz gerne mag, wenn ihm in vollkommen wehrlosem Zustand ungefragt schleimige Insekten in den Mund kriechen. Ich für meinen Teil freue mich auf jeden Fall schon auf die nächsten Geschichten aus dem Reich dieser parasitären Multikulti-Gesellschaft.
Neuer Tag, neue Flasche
Der gute Volon hat einen weiteren Bericht für uns verkorkt und dieses Mal mit einem ganz besonderen Bouquet aus Grauen, Gemetzel und einem Hauch von frischem Fisch. Als sein Dorf von bösartigen Aschewesen überfallen wird, tauchen wie versprochen die Rash’Nu auf und summen erstmal ein Ründchen, ehe sie sich gleich einer Gruppe Synchronschwimmer auf die Eindringlinge stürzen. Innerhalb weniger Augenblicke werden die Angreifer von den Fischköpfen weggespült und das Dorf ist gerettet. Volon ist beeindruckt und während ihm das Herz noch bis zum Hals klopft, klopft auch die Rash’Nu-Mama schon wieder in seinem Oberstübchen an und lädt ihn zu einem philosophischen Kaffeekränzchen bei sich unter dem Meer ein. Er hält das für eine ausgezeichnete Idee. Ich weiß zwar nicht, ob und seit wann der Gute unter die Wasseratmer gegangen ist, aber wenn keine weitere Flaschenpost mehr bei uns ankommt, dann wissen zumindest wir Bescheid.
Staubtrockene Geistesblitze
Weniger ist mehr – also zumindest mehr Weisheit. Der Auffassung scheinen jedenfalls die Feuerelfen zu sein, die ihre Armut als innovative Nachhaltigkeit verkaufen wollen. Im Boden nach Wasser buddeln und Tautropfen von Steinen schlotzen – das klingt nach großem Fortschritt, der sicher in jedem anderen Volke größten Respekt, Neid und Anerkennung hervorrufen wird. Sicher stehen schon dutzende Wissenschaftler anderer Reiche Schlange vor den Toren der Vnelayjah, um in ihrer Weisheit zu baden – hm, mangels Wasser ist das vielleicht nicht gerade die passende Analogie – sagen wir: sich im Lichte ihrer Weisheit zu sonnen. Sicher wird einem so manche große Erkenntnis zuteil und man lernt den Wert des Lebens erst richtig kennen, wenn man wochenlang halb verdurstet auf stacheligen Wüstengräsern herumgekaut hat und dadurch in vollkommener Symbiose mit den Eseln und Hornochsen der Wüste existiert.
Brotlose Kunst
Gänzlich wider Willen sehen sich die Eluvaari einem ähnlichen Problem gegenüber wie schon so manches andere darbende Volk: Was tun, wenn die Hauptnahrungsquelle sich verabschiedet? Die Fische von Eldarion haben sich offenbar einem Selbstmordkult angeschlossen und zeigen den Landbewohnern jetzt endlich, wer hier am längeren Hebel sitzt. Die Suche nach Alternativen geht nur schleppend voran, da man aus Angst, man könnte sich die Pfötchen am Ofen verbrennen, auch weiterhin auf Rohkost setzt. Die aufkeimenden Kontaktversuche anderer Völker, auf die man noch nicht reagiert hat, und die Entdeckung eines kristallgespickten Tunnels, in den sich niemand hinein traut, helfen da auch nicht weiter. Glücklicherweise sind die Eluvaari der Kunst des Klampfenspiels mächtig und wenn man nur laut genug klampft, übertönt das sicher auch so manchen knurrenden Magen.
Versandete Geschichten
Hui, hier weht aber ein fetter Wind… äh, ich meine “Vetter Wind”. Der hat auch den Geschichtenerzählern der Sandalen geflüstert, was sich in der Welt so tut. Mit Donnergebrüll wurden die aufwiegelnden Windbeutel im Süden flink weggepustet und so gab es auch dort eher fetten Wind als dicke Luft. Andernorts hingegen scheint das anders zu sein, wo benebelte Luftikusse durch Aschewolken stolpern und sich mit überlegenen Geisterwesen anlegen. Doch mit vereinten Kräften gelingt die Befreiung des Dorfes und die Sorgen sind schnell vom Winde verweht, sodass den Geschichtenerzählern etwas Luft bleibt, um vom göttlichen Kammerspiel zu berichten: Väterliche Sonne, mütterlicher Donner – eine Familie, wie geschaffen für himmlische Streitereien, die uns unsere Welt da beschert hat. Mögen die Sterblichen davon lernen, wie man sich so richtig schön auf Kosten von hilflosen Unbeteiligten zankt. Unterdessen geht die Reise der Sandalen weiter. Hoffen wir, dass diese am Ende nicht versandet.
Lektionen von Meister Nebel
Es war einmal eine einfache Mission… – damit fangen so manche Märchen an, an die man gerne glauben möchte, ehe einen die unausweichliche Realität eines Besseren belehrt. So erging es auch unserem armen Argon Tasaro, der die Erfahrung machen musste, dass man sich im Kampf gegen das Unbekannte besser nicht auf geschwollene Testikel verlassen sollte. Übertrumpft in seiner männlich markanten Selbstüberschätzung wird er nur von seinem Begleiter Garrik, der gar nicht weiß, dass es sowas wie Angst überhaupt gibt. Jener erhält im Handumdrehen eine Lehrstunde darin, wovor einen ein gesundes Quäntchen Angst zuweilen zu bewahren imstande ist. Ich möchte nicht schlecht über die Toten sprechen und auch der mit dem Leben davongekommene Argon ist ohne weiteren Hohn und Spott bedauernswert genug. So ziehe ich meine Narrenkappe in Ehrerbietung und Beileid. Möge es anderen nicht so garstig ergehen, wie diesen beiden Übermütigen.
Heiß auf die Verheißung
oder doch kalte Füße?
Mit klopfendem Herzen und frostigen Gliedern marschieren sie hinaus: Razvechka Zhanna, die tollkühne Anführerin, und ihr Trupp aus Träumern und Glücksrittern – im Gepäck jede Menge große Hoffnungen. Kaum treten sie in den nebligen Wald, schwindet der Mut so schnell wie die Sicht. Doch die Anführerin gibt nicht klein bei – ist ihr Antrieb Ruhm und Ehre oder große Entdeckungen für die Wissenschaft oder vielleicht doch der Versuch, sich bei ihrem alten Liebhaber anzubiedern, der inzwischen Herrscher der Vila geworden ist? Jaja, junge Liebe, Träumereien und Machtfantasien, wer kennt das nicht…
Dummerweise treffen sie bald auf ein Ungetüm mit Bärenhunger, das sich einen Krieger aus ihren Reihen wegschnabuliert. Im Dunkeln lässt sich’s nicht gut Munkeln und deshalb wird die Verfolgung erst am nächsten Morgen aufgenommen. Bis dahin ist der arme Entführte natürlich schon ganz ordentlich weichgekaut worden, aber immerhin findet man ein paar rostige Apparate, von denen keiner weiß, wozu sie gut sind, außer dazu, einen monströsen Bären samt Sippschaft darunter zu erschlagen – na immerhin!
Die Stimmung ist trübe wie das nebelige Wetter, aber die Entdeckung von zwei Türmen in weiter Ferne und die Aussicht auf eine Wiederbelebung alter Liebschaften machen offenbar Lust auf weitere waghalsige Unternehmungen. In jedem Fall wird es ein Gewinn: Selbst wenn es ungünstig für die Protagonisten der Geschichte endet, haben die Riesenbären Darshivas künftig ein breites Repertoire an neuen Vilarezepten.
Neue Räder für die Welt
Beim Askenfolk geht es richtig rund: Zur Midsommar-Feier ballern sich alle ordentlich zu – da muss ich meine bisherige Meinung wohl revidieren. Hier schmeißt einfach jeder was in den Braukessel und dann wird getankt bis alles leuchtet und man bunte Spiralen sieht – wenn das mal keine wilde Sause ist, weiß ich auch nicht! Während man andernorts ein paar Bäume pflanzt, in der Hoffnung, dass das böse Nebelgeister fernhält, verlässt man sich in Jarnheim weiterhin auf bodenständige Wissenschaft: Miniaturmodelle befriedigen den Spieltrieb der Meisterarchitekten und bringen neue Innovationen – statt feuerbetriebenen Rädern vielleicht wasserbetriebene Räder? Ach, es gibt noch so viele Räder zu erfinden. Davon inspiriert lassen sich auch die Schmiede nicht lumpen und erfinden im Handumdrehen ein Schild, mit dem man auch angreifen kann. Andere würden für sowas ja eine Waffe verwenden, aber das wäre ja total altbacken und gestrig. Als symbolschwangere Entwicklung wird ferner gewertet, dass sich einige Bürger aus Jarnheim dazu hingerissen fühlen, ihr Gewicht von einer Pobacke auf die andere zu verlagern und ab sofort in Asketun zu wohnen. Allerdings gibt es wirklich auch handfeste Neuerungen zu berichten: Schiffsbau, mechanische Transportmittel, Siedlungsgründungen und nicht zuletzt eine geografische Unterteilung des Reiches. Denn Ordnung muss sein! Wünschen wir dem Askenfolk, dass sich die Nebelwesen an ihre auf Papier gezogenen Grenzlinien halten und sich durch gepflanzte Bäume und Fackelzüge zum Yulfest weiter zurückschrecken lassen.
Frost und Frust gesellen sich gerne
Das ist mal ein Beitrag nach meinem Geschmack. Jemand hat richtig die Faxen dicke und lässt den König wissen, was man so in den unteren Schichten von ihm hält. Offenbar scheint den Obermotz der Eiszwerge seine geringe Körpergröße zu beschäftigen, weshalb er sie durch eine gigantische Statue kompensieren muss – natürlich aus Frostmarmor, weil normaler Stein einfach zu warm wäre. Das schlägt einigen ärmeren Bürgern gehörig auf den hungrigen Magen. Vielleicht gibt es bald einen lustigen Aufstand in Eisschmiede – wenn man dort vielleicht noch einen Schreiberling für Flugblätter benötigt, der die Stadtregierung ordentlich auf die Schippe nimmt, stelle ich mich gerne zur Verfügung!
Jedem Narren seinen Spiegel
Ha, was ist denn das für ein Scherzbold? Da lehnt sich aber jemand ganz schön weit aus dem Fenster mit seiner so genannten satirischen Aufarbeitung des Vne Thall. Zum Nachdenken sollen diese überheblichen Verrisse anregen? Na, hoffen wir mal, dass sie nicht den einen oder anderen dazu anregen, darüber nachzudenken, den närrischen Schreiberling einen Kopf kürzer zu machen. Mein Großvater mütterlicherseits – die Götter haben ihn selig – hatte auch nicht mehr alle Kerzen am Kronleuchter und ist schließlich am Galgen geendet, weil er etwas zu wilde Reden geschwungen hat. Seine letzten Worte waren übrigens: Kennt ihr den schon? – Ein Henker und ein Verurteilter sind im strömenden Regen auf dem Weg zum Galgen vor der Stadt. Sagt der Todgeweihte: “Verdammt, so ein Seichwetter!” Meint der Henker: “Ja, was soll ich denn erst sagen? Ich muss den ganzen Weg auch noch zurück!” Aber zurück zum Eigentlichen: Wer das hier verfasst hat, muss ganz schön übermütig sein oder einen ordentlichen Sprung in der Schüssel haben. Meine Vermutung ist ja eine ungesunde Mischung aus beidem. Jetzt muss ich gerade nochmal nachschauen, welcher Spaßvogel diesen Blödsinn runtergeschrieben hat… oh… ähem… naja… Lieber Großpapa, du kannst stolz sein – dein Enkel kommt wohl nach dir… schnell weiter zum nächsten Beitrag…
Königliche Selbstbeschäftigung
Auf ganz Darshiva wird ein Spiel gespielt, obwohl mancher Erziehende mahnt, man könne daran erblinden oder dass die Götter der Sittlichkeit dafür sorgen, dass einem Knaben daraufhin das kleine Zepter abfault. Dennoch erfreut sich dieses Ein-Spieler-Spiel großer Beliebtheit, bei dem man nur durch Geduld und strategisches Geschick zum Höhepunkt gelangt… Moment – das hier ist ja ein ganz anderes Spiel. Diese Anleitung ist aber auch verwirrend. Ich dachte, hier geht es um Könige, die an sich selbst herumspielen. Stattdessen malt man Krönchen in irgendwelche Kästchen. Naja, jedem sein eigenes Vergnügen.
Noch ein Wort zum Schluss
Trotz geübter Zurückhaltung ist auch dieses Schreiben wieder ausgeufert. Die Tinte ist fast leer und ich kann nur hoffen, dass mein Kopf noch lange an seinem angestammten Platz verweilt und sich auch keine Schlinge darüberlegt, obgleich ich meine Worte erneut kaum im Zaum halten konnte. Seht mir meinen närrischen Drang nach und ich hoffe, meine Zeilen konnten zumindest das ein oder andere Grinsen auf so manch verfinstertes Gesicht zaubern.
In diesem Sinne:
Gehabt euch wohl und auf baldiges Wiederlesen!