Die Welt hatte sich für immer in Dunkelheit gehüllt. Über Generationen hinweg lebten wir im Schatten des endlosen Nebels. Niemand hatte jemals die Weite der Welt gesehen, die jenseits unserer Mauern lag. Es war eine Zeit der Stille. Und doch, tief in unseren Herzen hatte etwas überdauert. Etwas Unzerstörbares, das wie ein Funke in der Dunkelheit glomm: die Hoffnung. Eine Hoffnung, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, wie ein leises Flüstern in einer Welt, die das Licht vergessen hatte. Die Hoffnung war keine laute Kraft, sie war nicht triumphierend oder klar. Sie war das leise Beharren darauf, dass der Nebel nicht ewig sein konnte. Dass es jenseits der Asche eine Welt gab, die nur darauf wartete, wiederentdeckt zu werden. Nun, nach all den Jahren, war der Moment gekommen. Es geschah nicht in einem Augenblick, nicht wie ein Blitz, der plötzlich die Finsternis durchschneidet. Nein, es war ein langsamer, zögerlicher Prozess. Zuerst war da ein leichtes Aufhellen am Rand des Horizonts, ein zarter Schein, der von vielen für eine Täuschung gehalten wurde. Doch mit jedem Tag, der verging, wurde der Nebel dünner, als würde die Luft selbst aufatmen. Die Asche, die einst so dicht und allgegenwärtig gewesen war, begann sich zu lichten. Wo zuvor nur Grau und Schatten lagen, erschien nun ein Hauch von Farbe. Wir waren uns zuerst unsicher, ob wir dem trauen konnten, was wir sahen. Es war ein Gefühl des Staunens, gemischt mit einer tiefen Vorsicht, als ob ein Traum plötzlich Wirklichkeit geworden war. Doch je weiter die Tage fortschritten, desto klarer wurde es: Der Nebel wich. Und mit ihm die Finsternis, die unsere Welt so lange eingehüllt hatte. Zum ersten Mal seit unzähligen Generationen sahen wir den unverhüllten Himmel. Es war ein Blau, so tief und klar, dass es vielen die Sprache verschlug. Wir traten aus unserer Stadt, blinzelnd im Licht, als hätten wir vergessen, wie es war, in der Helligkeit zu stehen. Es war kein lautes Erwachen, keine Explosion von Jubel und Freudengeschrei. Es war vielmehr eine stille Erleichterung, ein kollektives Ausatmen nach Jahren des Wartens. In den Gesichtern der Menschen, Elfen und Zwerge um mich herum spiegelte sich eine Erkenntnis wider, die tief in ihnen wurzelte: Die Hoffnung war richtig gewesen. Die Jahre der Geduld, des Glaubens an etwas, das wir nie wirklich gesehen hatten, waren nicht vergebens gewesen. Die Welt, die wir uns in unseren Herzen vorgestellt hatten, lag nun vor uns, strahlender und lebendiger, als wir es je hätten erträumen können. Es war der Beginn einer neuen Ära. Mit dem Licht kamen auch neue Fragen, neue Möglichkeiten. Was lag jenseits der Grenzen? Welche Wege und Flüsse, welche Wälder und Berge waren verborgen geblieben, nun aber bereit, wiederentdeckt zu werden? Der Nebel hatte die Welt lange getrennt, doch jetzt lag sie offen da, weit und unermesslich, wie ein Buch, dessen Seiten noch unbeschrieben waren. Die Zukunft lag vor uns, voller Möglichkeiten und die Hoffnung, die uns einst in der Dunkelheit getragen hatte, würde uns nun den Weg in dieses neue Zeitalter weisen. Der Nebel war verschwunden, aber die Hoffnung, die überdauert hatte, blieb. Und mit ihr wuchs die Gewissheit, dass wir nicht nur eine neue Welt vor uns hatten, sondern auch die Kraft, sie mit Leben und Licht zu füllen. Dies war der Beginn. Ein neuer Tag war angebrochen – und mit ihm eine neue Zeit voller Licht und Leben.
für Darshiva und seine Völker
Firon Yitharin