Offener Brief an alle Völker Darshivas

Gegrüsst seid Ihr, Völker Darshivas,

Ich bin Unardegg, Cwtchaf der Cwtch aus dem Land Llwyn. Die Hynafiaid haben mich beauftragt, von bedenklichen Dingen, die sich bei uns zugetragen haben, zu berichten, und alle Völker zu warnen. Das Buch der Zeit scheint der geeignete Ort dafür zu sein.

Wir Cwtsh leben, wie uns die Hynafiaid gelehrt haben und weiter lehren. Die Hynafiaid nähren, beschützen uns und sorgen für unser Wohlergehen. Sie haben uns vor dem Nebel beschützt und werden uns weiter beschützen. Im letzten Mondlauf haben sie uns in ein Dorf unserer Geschwister geführt, Pentrefan Coll, die wir verloren glaubten.

Viele von Euch kennen de Cwtsh noch nicht und die Art wie wir leben. Stellt Euch ein Dorf tief in einem uralten Wald vor, das ganz aus Baumhäusern besteht, die wie gewaltige, kunstvoll gewebte Vogelnester aussehen. Die Baumhäuser sind an die mächtigen Stämme der Hynafiaid geschmiegt und mit natürlichen Brücken aus dichten Lianen und Ästen miteinander verbunden. Jedes „Nest“ hat eine warme, runde Form mit offenen Eingängen, die in das dichte Blätterdach eingebettet. Die Bewohner haben einst hier in Harmonie mit dem Wald und der Verehrung der Hynafiaid gelebt und ihre Behausungen so gestaltet, dass sie wie ein Teil der Natur selbst sind.

Doch jetzt ist das Dorf unheimlich still und in gespenstischen Nebel gehüllt, der von einer fremdartigen Kälte durchdrungen ist. Der dichte, grau-schimmernde Nebel kriecht wie lebendig zwischen den Bäumen und scheint zu pulsieren. Dunkle, schemenhafte Gestalten durchziehen den Nebel. Diese Kreaturen wirken körperlos und bösartig. Sie schweben geräuschlos durch die Luft und scheinen sich in Schwaden des Nebels aufzulösen und neu zu formen. Ihre Augen glühen in einem unheimlichen Blau, das wie Flammen in der Dunkelheit brennt, und wo immer sie entlangziehen, verdorrt das Leben um sie herum. Die Vögel sind verstummt, die Blätter welken, und die Luft ist erfüllt von einem scharfen, beißenden Geruch.

Die einstige friedliche Schönheit der Baumhäuser wird jetzt von dieser unheimlichen Präsenz überschattet. Wir wissen nicht, was mit unseren verlorenen Geschwistern aus dem Dorf passiert ist, sie sind verschwunden. Wir haben nur wenige andere unseres Volkes aus der Gegend getroffen, die uns darüber berichtet haben, was sich vor wenigen Mondläufen abgespielt hat. Niemand wagt sich mehr in die Nähe des Dorfes, da jene, die es versucht haben, mit Alpträumen und einem Gefühl der Erstickung zurückkehren – wenn sie überhaupt zurückkehren. Dorf steht leer und verloren da, ein gefangenes Relikt in den Klauen des nebligen Unheils.
Als unsere Truppen nach Pentrefan Coll kamen, lauerten da schon die Nebelwesen in der dichten Stille des Waldes, verborgen in Schwaden, die wie ein verfluchter Atem aus der Erde stiegen. Unsere Geschwister wagten sich vorsichtig ins verlassene Dorf, auf alles vorbereitet. Ihre Schritte waren unhörbar auf dem feuchten Boden, doch die Nebelwesen hatten sie längst gespürt – die Kälte in der Luft verdichtete sich wie das Herz eines herannahenden Sturms.

Plötzlich, ohne Vorwarnung, schossen die ersten Wesen aus dem Nebel hervor, lautlos und mit einer erschreckenden Geschwindigkeit. Ihre geisterhaften Gestalten waren mal vage, mal kristallklar, wie Wellen auf dunklem Wasser, die sich zu Fratzen formten und dann wieder verschwammen. Wie Klauen aus Rauch und Schatten stießen sie in die Verteidigungslinie, ein krallendes, reißendes Zerren, das den Meinen jede Möglichkeit zur Flucht nahm.

Unsere Truppen versuchten, gegen die leeren Gestalten zu schlagen, doch ihre Angriffe prallten wie auf Luft, rissen Fetzen aus dem Nebel und besiegten auch welche, aber verloren sich viel zu oft im Nichts. Die Nebelwesen kreisten ihre Beute gnadenlos ein, und dort, wo sie zuschlugen, war es wie ein Biss aus purer Kälte, ein bohrender Schmerz, der bis ins Mark drang und das Blut in den Adern gefrieren ließ. Unsichtbare Zähne und Klauen rissen an Fleisch und Geist gleichermaßen, ein unaufhaltsames, lautloses Zerren, das jeden Rest von Widerstand lähmte.

Nach und nach fielen unsere Geschwister, nicht durch sichtbare Wunden, sondern durch die Schrecken, die das Leben aus ihren Körpern sog. Ihre Schreie hallten leise in der Dämmerung, bevor sie in einem kalten, leeren Schweigen erloschen. Die Nebelwesen zogen sich zurück, lautlos, als hätten sie niemals existiert. Und als der Nebel sich etwas lichtete, blieb nur die verlassene Rüstung der Infanteristen zurück, wie kalte, leere Hüllen, die nichts mehr von dem Leben spürten, das einst in ihnen gebrannt hatte. Nur Cyffredinol konnte sich retten und berichten.

Dies soll eine Warnung sein an Euch alle, Ihr Völker Darshivas! Der Aschenebel zieht sich nicht zurück, sondern gebiert unheimliche Kreaturen, die unsere Völker bedrohen! Seid bereit!

Unardegg, Cwtchaf der Cwtch

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