
Im Norden des Schattengrads erhebt sich die Eiszahnkrone – eine zerklüftete Bergregion, die ihren Namen den unzähligen, wie Zähne aufragenden Gletscherspitzen verdankt, die in den Himmel ragen wie die geborstenen Reißzähne. Hier, wo der Wind wie ein keuchender Geist durch die Felsspalten fährt, liegt ewiger Frost auf den zersplitterten Flanken der Berge. Schneelawinen, tiefe Klüfte und wandernde Gletscher bedrohen jeden, der sich hierher wagt. Besonders unheimlich sind die antiken Passstraßen, von denen man sagt, sie seien älter als die Geschichte selbst. Sie werden gesäumt von verwitterten Standbildern in schwarzem Eisstein, deren Konturen längst von Sturm und Zeit verwaschen wurden. Wie Wächter aus vergessener Ära stehen sie in stummer Prozession entlang der Wege: altehrwürdig, überdauernd, gesichtslos – doch stets den Blick zur höchsten Zinne der Eiszahnkrone gerichtet. Die Aschlinge nennen die Staturen ehrfürchtig „die Kronenträger“ und legen an ihnen Opfergaben nieder.