Erste Sonnenstrahlen brachen sich auf den Wellen, die unablässig gegen die Hafenmauer schlugen und die Luft war durchtränkt von Salz. Wie viele Generationen mussten auf dieses Gefühl verzichten? Sicher könnte man das in den Archiven recherchieren, aber das zählte jetzt nicht. Der Aschevorhang, der diese Stadt in der riesigen Meereshöhle eingeschlossen hatte, war weg. Die Welt stand den Awhari nun offen, man musste sie sich nur nehmen. So zumindest hatte es eine Gruppe junger Krieger König Valdru vorgetragen.
Sie verlangten von ihm, die Archive mit dem Wissen der Ahnen zu öffnen, Schiffe zu bauen, die die Welt umsegeln können und wie einst Expeditionen in die Außenwelt auszusenden.
Doch letztendlich wählte Valdru die Sicherheit der Isolation über die Gefahren der neuen alten Welt. Er ließ die Kammern der Ahnen mit den Archiven verschlossen und verfügte, dass niemand die Hafenstadt oder die Klippenfestung ohne ausdrückliche Zustimmung verlassen durfte. Mit dieser Entscheidung erntete er viel Missfallen unter den Bewohnern der Stadt Hikuta und so fand ein Mann namens Novric Haema genug Unterstützer, um Valdru um seine Position zu fordern.
Ein Duell um den Thron gab es schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Dennoch wurde ein Aca’ri einberufen, eines der Duelle, die in Awhatern dazu dienen Streitigkeiten und Besitzansprüche zu regeln.
Valdru wählte die Schwerter als Waffe, Haema die Hafenmauer als Ort. Und hier standen sie nun, umringt von hunderten Schaulustigen, Menschen wie Nakahi gleichermaßen. Gerade unter den Echsenmenschen war der Zuspruch für Haema besonders groß gewesen.
Niemand sagte etwas, als zwei der besten Krieger unseres Volkes aufeinander los gingen.
Lediglich das Rauschen des Meeres untermalte das Klirren von Metall der Schwerter.
Keiner kann sagen, wie lange der Kampf dauerte, doch schließlich ragte Haemas Klinge aus dem Rücken Valdrus heraus. Der alte König taumelte rückwärts und ein Tritt ließ ihn über die Brüstung der Mauer stürzen, hinein in das Meer, das er so gefürchtet hat. In Schweiß und Blut gebadet, umspült vom Jubel der Menge, reckte der junge Krieger die Faust der Sonne entgegen. Die Entscheidung war gefallen. Die Archive sind offen, die Schiffbauer arbeiten wie im Feuereifer und die Landexkursionen stehen bereit.
Awhatern wird wie einst auf Wind und Wellen reiten und unter König Haema zu unbekannten Ufern reisen. Die Welt wird erfahren, dass die Asche uns nicht brechen konnte.
Chiora Geschichtsschreiberin und Archivarin von Awhatern