Vergiftetes Bier – Wer macht denn sowas?

In den windgepeitschten Hügeln von Grummelbach, irgendwo auf Darshiva, lag die kleine Taverne „Zum Schäumenden Humpen“. Dort herrschte an diesem Abend rege Betriebsamkeit, bis ein gewaltiger Schrei die Gespräche zerriss: „Wer hat mein Bier vergiftet?!“

Borin Eisenfaust, ein stämmiger Zwerg mit einem Bart, der aussah wie eine explodierte Bürste, stand mitten im Raum und hielt einen Krug Bier hoch. Seine Augen funkelten vor Zorn. „Ich finde den Lump und wenn ich dafür jedes spitze Ohr in diesem Raum umknicken muss!“

In einer Ecke der Taverne hob ein Elf mit seidigem Haar und makellosem Gesicht die Braue. „Haltet eure Bierbürste mal im Zaum, Eisenfaust“, schnarrte Aelor Schimmerblatt, während er sich lässig zurücklehnte. „Nur weil du dein eigenes Bier nicht verträgst, musst du nicht uns Elfen beschuldigen.“

Borin stapfte mit einer Wucht, die Gläser klirren ließ, zu Aelors Tisch. „Wetten, dass ein spitzes Ohr hinter dieser Schweinerei steckt? Ihr Elfen trinkt ja nur Blumenwasser und könnt gar nicht ertragen, wenn jemand die wahre Kunst des Bierbrauens genießt!“

Aelor zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Becher. „Das ist kein Blumenwasser, Borin, das ist Lavendel-Met. Und er ist exquisit.“

Bevor der Streit eskalieren konnte, öffnete sich die Tür zur Taverne mit einem Krachen und ein finsterer Mann in schwarzem Umhang trat ein. „Die Stadtwache“, verkündete er in bedrohlichem Ton, „hat Beweise gefunden, dass eine Gruppe Schmuggler hier in der Gegend Bier vergiftet. Wenn das Problem nicht gelöst wird, müssen wir die Taverne schließen!“

„Was?!“ brüllte Borin. „Kein Bier mehr? Niemals!“

Aelor, der die Dramatik genoss, hob eine Hand. „Beruhigt euch, Eisenfaust. Offenbar brauchen die einfachen Gemüter unsere Hilfe.“

„Ich helfe dir höchstens, wenn’s um dein Blumenwasser geht, Spitzling!“

„Nun“, sagte Aelor und lächelte süffisant, „dann kannst du ja gleich hier sitzen bleiben, während ich das Problem behebe.“

Mit einer Mischung aus Widerwillen und Trotz, stapfte Borin hinter Aelor aus der Taverne. „Vergiss es, Elf. Wenn jemand hier Probleme löst, dann ich.“

Die Spur führte die beiden ungleichen Partner zu einer alten Schmugglerhöhle tief im Wald. Borin beschwerte sich lautstark über jede Wurzel, über die er stolperte, während Aelor ihn mit sanftem Spott ermutigte.

„Vielleicht sind deine Beine zu kurz, Borin? Soll ich dich tragen?“

„Wenn ich deine Hilfe brauche, sag ich dir Bescheid, Elf.“

In der Höhle angekommen, fanden sie die Schmuggler – eine Gruppe schmieriger Gestalten, die gerade ein weiteres Fass mit Gift versetzten. Borin, der stets den direkten Ansatz bevorzugte, stürmte brüllend voran. „Kommt her, ihr Drecksäcke! Niemand verdirbt mein Bier!“

Aelor seufzte und zog elegant seinen Bogen. „Und ich dachte, wir wären subtil.“

Ein chaotischer Kampf entbrannte. Während Borin mit seiner Axt Holzfässer und Schmuggler gleichermaßen zerschlug, schoss Aelor präzise Pfeile durch die Luft. Doch aus Versehen traf einer seiner Pfeile Borins Helm, was diesen in Rage versetzte.

„Das war doch Absicht, dein Blumenwasser macht wohl blind!“

“Hör auf, so ein großes Ziel abzugeben, Zwerg.“

Nach viel Getöse und Chaos lagen die Schmuggler schließlich am Boden, teils bewusstlos, teils gefesselt.

„Das war wohl… ein gemeinsamer Erfolg“, sagte Aelor, während er dem letzten Schmuggler die Hände auf den Rücken band.

„Gemeinsamer Erfolg?“ Borin stemmte die Hände in die Hüften. „Ich hab die Hälfte von denen allein erledigt! Deine Pfeile waren doch nur Deko!“

„Oh, Borin, ich habe dir das Leben gerettet – schon wieder.“

„Du hast mir das Leben schwer gemacht!“

Die beiden stritten weiter, während sie die Schmuggler zur Taverne zurückbrachten. Dort wurden sie von der begeisterten Menge empfangen und natürlich lies sich der Wirt nicht lumpen und verteile großzügig Freigetränke.

„Tja“, sagte Aelor und grinste, „das nenn ich mal eine Belohnung.“

„Wenn du glaubst, dass ich dir von meinem Bier was abgeb’, kannst du’s vergessen.“

Während die beiden sich wieder in die Haare kriegten, schüttelte der Wirt nur den Kopf und murmelte: „Ich wette, die zwei tauchen bald wieder hier auf.“

So berichtet von dem Halbling Bolbi Bitterberg
Herumtreiber & Geschichtenerzähler

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