Vom schwarzen Fieber

Vom schwarzen Fieber Höret, oh ihr Völker von der grausamen Plage, die über uns kam. Höret von der Gefahr, die auch Euch drohen mag! Finstere Zeiten sind über das vergangene Reich hereingebrochen und ich will davon mit letzter Kraft berichten:

Alles begann mit einem unbekannten Leiden, von dem ein Aschling darnieder lag. Ich wurde gerufen zu behandeln. Da bot sich mir solch ein makaberes Bild, dass ich sogleich mit fiebrigen Eifer an die Ergründung seines Makels machte:

Dies sind also die Zeichen: Es beginnt mit Trägheit, Husten und Zittern der Glieder, dann kommen Hitze und Schweiß. Sodann bilden sich schmerzhaft schwarze Beulen an Armen und Beinen, wo sich Eiter sammelt. Sie platzen alsbald zu schrecklichen Wunden auf, wenn die Opfer Luftnot plagt und sie beginnen Blut zu speien. Dann sind sie verloren… Fürwahr: Es ist ein faszinierend langwieriger Verfall, den Körper und Geist durchlaufen bis zum tödlichen Fieberwahn!

Viele ertrugen dieses Übel zunächst klaglos und schicksalsergeben wie jedes andere Joch. Doch eben dies verbreitete die Pest rasch wie ein Lauffeuer. Die Gärten und Hallen meines Ordens waren binnen Tagen der Kranken übervoll, aber für sie kam jede Rettung zu spät: Keine Salbe, kein Trunk und nicht des Messers Schnitt brachten Genesung und für die Trügerische Linderung fehlte es an Kräutern und Pflegenden. Das Fieber sprang auch auf mich und meine Heilenden über wie Flöhe. So befahl ich in Verzweiflung, die Unrettbaren mit Schierlingsbechern zu erlösen. Ahnen verzeiht mir!

Im Rest von Prachtfall ist derweil das Chaos ausgebrochen. Viele Familien, sogar ganze Sippen, fliehen aus den Ruinen. Die anderen Orden und der Senat verschanzen sich hinter ihren Mauern oder werden von der Seuche überflutet wie wir. Nach den Launen des Schicksals ist zudem eine Hungersnot ausgebrochen, wodurch es zu Mord und Totschlag kommt. Das Zentrum wird nun von Hopliten abgeriegelt, doch so kann keine Hilfe eintreffen! Ethnarch, sei uns doch gnädig…

Doch wozu schreibe ich all dies mit zitternder Hand? Als Zeugnis und als Mahnung! Denn ich habe schrecklich geirrt: Nicht kam diese Pest über uns durch die fremden Rassen, die sich dem Reich anschließen, die wir Eidlinge heißen. Das sei Ferne! Dieses Fieber ist ein grausamer Fluch, geboren aus dunkler Magie! Es passt sich an und wandelt sich, befällt nun auch Eidlinge, die vorher resistent schienen. Alchemisten entdeckten zudem in den Leichen Aschenflocken, welche die Toten wie Pilzsporen durchziehen und sich von Geisterhand bewegen. Ich schwöre beim Reich, es ist wahr!

Unkenruf, eine Orakelpriesterin, ward bei mir und den Sterbenden um Trost zu spenden. Sie sprach zu mir ebenfalls von dunklen Omen und das der Ursprung dieser schweren Prüfung unseres Volkes im Aschenebel der gefallenen Götter liegt. Es ist also ungetrübte offenbarte Wahrheit! Wehe Euch darum! Unser Los kann auch jedem anderen Volke zufallen…

So liege ich , die erste Heilkundige meines Volkes, nun matt und zerschlagen auf meinem Sterbebett und harre meinem unausweichlichen Ende… Oh, möge doch das Echo meines Zeugnisses nicht ungehört in schwindenden Zeit verklingen!
Ihr aber seid gewarnt, dies sei mein Trost: Dass ihr aus meinem Verfehlungen lernen werdet…

Verfasst und beglaubigt durch Ordensmeisterin Eiterwund von den Heilenden aus der Sippe der Knochensinger

Siehe auch: