Von einem, der auszog – Abschiedsbrief des Tāri’Dun

An die geehrten Ältesten und die tapferen Krieger von Shānti’Kāla,
zur Kenntnis auch den Geschichtenerzählern des Reiches,
meinen Rekruten, meinen Kindern zum Geleit,

nach vielen Mondläufen der Besinnung und im Angesicht des sich wandelnden Arai der Zeiten habe ich die schwere Entscheidung getroffen, meine Kāri als Kommandant der Rih’Tāri’Mana der Hauptstadt niederzulegen. Viele Mondläufe lang habe ich meine Vēra und mein Wissen darein investiert, die jungen Anwärter der Tāri’Mana in den traditionellen Kāri der Wüstenkriegsführung der Sāndari zu unterrichten. Ich habe sie gelehrt, sich zu bewegen wie der Arai, die Zeichen der Dun zu lesen und die Hitze und Dürre zu ihren Verbündeten zu machen, um Großvater Sand noch etwas länger ins Gesicht lachen zu können.

Doch all diesen Erfahrungen zum Trotz, fordert Ihr, die bewährten Pfade zu verlassen: Seit Eure Späher berichteten, wie die Geister des Thul durch schwere Rüstungen gegen Speer und Stein geschützt sind, habt Ihr euch der Torheit verschrieben, diese Art der Kriegsführung auch den Unseren aufzuzwingen. Meine Worte, gespeist aus Jahren der Erfahrung und meiner tief verwurzelten Überzeugung von der Effektivität unserer traditionellen Tāri’Mana in der Weite der Dun, konnten Euch nicht erreichen. Ich glaube weiterhin daran, dass dem Arai gleiche Schnelligkeit, Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit unsere größten Trümpfe sind. Eine schwere Rüstung mag im Thul von Vorteil sein, doch in den offenen Sanden würde sie uns nur behindern. Indem Ihr dies als das neue Herz des Kriegertums erzwingen wollt, kehrt Ihr der Tradition, kehrt ihr der Weisheit der Sande den Rücken. Auf diesem Irrweg vermag ich euch, Treue hin, Treue her, nicht zu folgen – zu sehr dauern mich die jungen Rekruten, die diese Flausen mit ihrem Leben bezahlen werden.

Ich sehe wohl, welchen Nutzen Ihr Euch davon erhofft, schwer gerüstete Krieger in den Städten zu unterhalten, die – den Gefahren der Wüste enthoben – für Ordnung sorgen können, während die dem Leben in den Sanden vertrauten Sandläufer und Tāri’Mana, aus denen sich das Volk zusammensetzt, ihnen an diesem Ort unterlegen sind. Für die gesamte Sāndari mit ihren Traditionen und Lebensweisen hingegen sind diese Truppen aber so geeignet, als setztet Ihr Neugeborene auf einem Floß aus – und nur diesen Traditionen bin ich verpflichtet, nicht den politischen Ränkespielen innerhalb unserer Grenzen.

Daher sehe ich mich gezwungen, einen neuen Pfad einzuschlagen – einen Pfad, der es mir und einigen meiner treuesten Rekruten erlaubt, unsere Kāri in der wahren Wildnis der Dun zu erproben und vielleicht sogar neue Gebiete und Herausforderungen im Osten zu finden. Wir brechen auf, nicht aus Unzufriedenheit oder Groll gegenüber den Werten der Sāndari, sondern aus dem tiefen Wunsch heraus, unser Wissen zu erweitern und zu beweisen, dass unsere überlieferten Werte auch in dieser neuen Ära ihre Gültigkeit behalten.

Ich gehe in der Hoffnung, dass die Tāri’Mana auch weiterhin als stählerne Disziplin in den Herzen der Krieger von Shānti’Kāla lebendig bleibt und dass die Lehren der Dun nicht in Vergessenheit geraten. Möge Shānti’Kāla weiterhin ein Ort des Shan bleiben – oder es endlich wieder werden.

Ihr aber, Rekruten, behaltet meine Lehren im Herzen: Jedes meiner Worte, jede Strafe und jede Härte, die ich Euch zukommen ließ, mögen in den Weiten der Dun zwischen Euch und Rih’Rih’Dun stehen – wenn Ihr in den neuen Wegen aufgeht, so vergesst doch nicht, was ich Euch lehrte. Wenn ihr den alten Wegen weiter folgen wollt, sucht mich und die meinen im Osten – unsere Zelte werden Euch nach den uralten Geboten der Gastfreunschaft offen stehen.

Mit tiefstem Respekt und in ewiger Erinnerung an die gemeinsame Zeit,

Tāri’Dun, einst Kommandant der Rih’Tāri’Mana in Shānti’Kāla

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