Gezahlt in Hab und Gut, ein Rebellenlied
(1) Zum Krieger wart er geboren, stand stets in Brot und Lohn – zur Elite auserkoren schützte treulich er den Thron. Der stolze Eisbärenkrieger, mit Ehre, Tugend, Mut – in Kämpfen stets ein Sieger, die Feinde auf der Hut.
(2) Der Nebel legt sich nieder, die Asche fliegt davon – verlorene Ehr‘ kehrt nicht wider, kehr‘ um tapferer Eisbärensohn! Das reine Wesen verdorben, die Gier hielt sein Herz gebannt. Doch Hochmut kommt vor dem Falle, der Eisbär samt Sippe verbannt.
(Ref.:) Findet Frieden, zeigt euren Mut – Tribut gezahlt in Hab‘ und Gut! Kämpft euch zurück, an den angestammten Platz, streitet wieder für eure Ehre… Die Rebellion, sie kommt, ob in Frieden oder Blut – Tribut gezahlt in Hab‘ und Gut!
(3) Eliteeisbärenkrieger, wie kam es nur zu der Schand – verstoßen nun alle der Garde – durch strenge Monarchen Hand. Die Stadt schützen nun die Wölfe, es ist eine Schmach und Pein – das Schützen und das Wachen bestimmte Eisbären Sein.
(4) Nun müssen die Eisbären wandern, durch Kälte, Eis und Frost – mit dem Schicksal darf man hadern, die Getreuen spenden dir Trost. Genommen sind die Schilde, die Rüstung und das Schwert – alles was einst war von Bedeutung – die Strafe viel Kummer beschert.
(Ref.:)
(5) Der Stolz nun der einzige Mantel, die Tapferkeit sein Wanderstab – vom Bedauern angetrieben, wandere zu den Gletschern hinab. Pflanz‘ Reue in dein Seele und fass‘ dir erneut ein Herz – finde wieder deine Ehre und durchwand‘re deinen Schmerz!
(6) Du stolzer Eisbärenkrieger, nimm die Strafe die dir gebührt, durch die Habgier und den Ehrgeiz, wurdest du zum Bösen verführt. Die Zeit, sie glättet die Wogen, die Zukunft Vergebung dir bringt – erneuert die Eliteeisbärenehre und alles in Alineea singt.
(2x Ref.:)
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Während das Lied vom Tribut durch den Schuppen, der den Rebellen als provisorische Taverne dient, flirrt und der Refrain in tiefstem Frostgebrüll durch die Luft wummert, sitzt Flocklind Krallenstark, Tochter des Friedgerrit einsam ein einem grob gezimmerten Tisch und sinniert über die bevorstehende Rebellion. Die junge Eliteeisbärenkriegerin wurde gerade eingezogen in das neue Ausbildungsprogramm nach der Aschezeit. Das Ende der dunklen Ära markiert für sie den Beginn des Widerstandes, in dem sie sich wider Willen befindet. Die Oberkommandierenden der blutigen Rebellion haben zum Einstand ihren Standpunkt drastisch deutlich gemacht. Es wird eine Vielzahl der Unionseinwohnenden sterben, die Hauptstadt soll brennen, Alineeas Feste gestürmt und die gesamte Wache öffentlich gerichtet werden. Bohrjörn Braunpelz den Wüterich von der Gletscherfurt hatte sie noch nicht mal mit eigenen Ohren vernommen. Seine Ansprachen sollen für gewöhnlich noch eindrücklicher sein – geradezu drakonisch. „Blut, Feuer und Verderben“ ist sein meistgenannter Leitsatz. Wäre es schon Fahnenflucht wenn sie sich jetzt noch den Lichtbündlern der Raunächte anschlösse? Ohne ihre Mutter wäre sie nicht bei dieser blutrünstigen Bande gelandet. Wären sie nur nicht von ihrem Vater während der Flucht nach der Vertreibung, die dem Ausstoß der Eliteeisbärenkriegern aus der Union der Kinder Artikas folgte, getrennt worden. Er wäre geistesgegenwärtiger gewesen und hätte sich sofort den Strategen der friedlichen Rebellion angeschlossen. Wie konnte es nur so weit kommen? „Eliteeisbärenkrieger, wie kam es nur zu der Schand?“, dieser Teil des Liedes rührte sie immer wieder beinah zu Tränen. Schon seit kurz nach ihrer ersten Schneeschmelze wurde sie vorbereitet eine stolze, mutige und tugendvolle Eliteeisbärenkriegerin zu werden. Wie oft hat sie sich mit ihren Geschwistern vorgestellt wie es sein wird, die prächtige Rüstung zu tragen, die ausschließlich den tapfersten und ehrbarsten der Garde verliehen wird. In ihren Tagträumen patrouillierte sie stolz durch die Festung auf dem Hügel der Hauptstadt und in ihren Albträumen verteidigte sie die Monarchen gegen die Feinde der Kinder Artikas. Die Altvorderen die mit allen Ehren vom Dienst in die Ruhejahre entsandt wurden versuchten die Kleinen stets mit Ammenmärchen vom Ehrverlust und Schauergeschichten vom verdorbenen Herzen (das zur unehrenhaften Entlassung aus der Eisbärengarde führte) zu ängstigen. Nun wurden diese Legenden plötzlich einfach schreckliche Realität. Während sie vom Kinde zum Jungbären reifte verlor das Volk der kriegerischen Eisbären alles. Ausgestoßenes Volk – vom Jungtier bis zum felllosen Greisen ein jeder Eisbär. Die Strafe für ein Vergehen das sich durch alle Schichten von Kaserne zu Kaserne gezogen hatte. Die strenge Hand der Monarchen strafte nachhaltig. Diese Schande wird dem Volk, das einst ein wichtiger Bestandteil der artikanischen Gesellschaft darstellte, noch sehr lange anhaften. Doch ist mörderische Rache wirklich das beste Mittel der Wahl? Wäre echte Sühne nicht ehrenvoller? In dieser Truppe hatte sie keinerlei Mitspracherechte – sie musste entkommen, Fahnenflucht hin oder her!
„Finde wieder deine Ehre…!“ Dies empfand die junge Krallenstark als eine persönliche Aufforderung, der sie unbedingt nachkommen wollte…