Der Narrenspiegel – Das Vne Thall, Ausgabe 1 im 1. Mondlauf

Eine satirisches Aufarbeitung des Buches der Zeit für alle, welche die Welt, das Leben und sich selbst nicht allzu ernst nehmen

verfasst von Gaukulus Irrwitz,
seines Zeichens spitzzüngiger Klamauksammler
und Prophet der ergötzlichen Narretei

Ein Wort der Versöhnlichkeit
Ich bitte alle Leserinnen und Leser die folgenden satirischen, komödiantischen und vielleicht auch zuweilen zynischen Ausschweifungen nicht als Angriff auf die zugrundeliegenden Werke zu verstehen. Ich genoss selbst beim Lesen der Beiträge jede einzelne Zeile und ziehe meinen Hut… Pardon… meine Narrenkappe vor jedem Autor und jeder Autorin, welche ihren Beitrag geleistet haben. Und nichts läge mir ferner als die tragischen, erbaulichen, heroischen oder fantastischen Schicksale der Völker Darshivas an sich oder die Berichte darüber ins Lächerliche zu ziehen. Auch ist es nicht mein Ansinnen, mich intellektuell über andere zu erheben. Ich bin nicht besser als ein jedes anderes Wesen auf dieser Welt, noch habe ich die Weisheit mit Löffeln gefressen. Alle Füße – so auch die meinen – treten zuweilen in so manchen Fettnapf. Meinem Kopf entspringen wahrlich nicht die größten aller Geistesblitze und aus meinem Munde dringen nicht allzu oft tiefgründige Weisheiten. Doch ist es meine Natur, mein Schicksal und meine Berufung, alles ernsthafte auf die Schippe zu nehmen, um einen Hauch von Leichtigkeit in so manches verfinsterte Gemüt zu bringen und die Rädchen in den Köpfen der Leute in Bewegung zu halten. Bitte verzeiht mir also meine teilweise recht derben Späße und seid nicht gekränkt – dies ist beileibe nicht mein Ziel. Nehmt es mit gesundem Humor und einer dicken Prise Selbstironie. Ich selbst lache am lautesten, wenn ich über mich selbst lache, und so tut es mir gleich und genießt das folgende verbale Gemetzel des Schabernacks und Augenzwinkerns.

Das Buch der… unendlichen Sinnlosigkeit?
Oh, welch Ehre, verehrte Völker von Darshiva, dass wir endlich das erste von endlos vielen Teilen dieses literarischen Meisterwerks erleben dürfen: Das Vne Thall! Und was für ein Auftakt: Wir beginnen mit einem Vorwort, das sich fast schon selbst vergisst in seiner Hingabe an das Hochtrabende: „Tharanor – Der Weg ist das Ziel.“ Ach, das Ziel ist also, dass wir niemals ankommen? Großartig, da freue ich mich auf tausend weitere Bände, die uns von einem Nichts ins nächste Nichts führen. Hauptsache, man kleidet es in pathetisch geschwollene Worte, wie es uns Hjel’Raan, abgehobendster Schriftführer der Ntal’Hrom vormacht. Hoffen wir, dass der Gute nach seinen geistigen Höhenflügen nicht allzu hart aufkommt.

In Nebelschleiern tief und dicht entsteht ein kitschiges Gedicht
Wenn hier etwas dicht ist, dann ist es wohl der Verfasser dieser Zeilen, der ganz euphorisch die Auferstehung einer zerstörten Welt feiert: Aus Rauch und Schutt? Ich lach mich kaputt! Dieser Blümchenpflücker glaubt allen Ernstes, dass jetzt die Zeit von Friede-Freude-Honigkuchen angebrochen sei. Der hat wohl zu viel Aschenebel geschnieft! Und jetzt fühlt er sich dazu berufen, uns alle über seine Vision aufzuklären: Zuerst nimmt uns der Nebel die Sicht und erfüllt uns mit Sorgen – denn, natürlich, was wäre ein schöner Tag ohne morgendliche Sorgen? – doch dann! Dann lichtet sich der Schleier, und was bleibt? Ein “fernes Ich”. Jahaaa! Da muss man erstmal drüber nachdenken! Wer hat nicht schon immer davon geträumt, ein nebulöses Abbild seiner selbst irgendwo in der Zukunft zu sehen, nachdem er ein bisschen zu viel Aschenebel inhaliert hat? Zusammengefasst ist dieses Gedicht der berauschte und berauschende poetische Wetterbericht für Darshiva: “Leichter Nebel am Morgen, gefolgt von einer epischen Neugründung aller Reiche. Die Sonne bricht durch und die Herzen füllen sich mit Liebe, Glück und Seligkeit. Optimismus voraus!”

Ein schöner Tag zum Sterben
Da ist also dieser Rhodan. Und der startet seinen Tag voller jugendlicher Energie und Übermut – nur um nach einem spektakulären Sturz festzustellen, dass das Leben manchmal schneller vorbei sein könnte, als man denkt. Mit Knochen, die in jede Richtung sprießen und Beinen, die aussehen wie das Lieblingsstück eines Metzgers, bleibt ihm nur noch eins: Schmerz. Und natürlich die Unfähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen – wer kennt das nicht? Doch statt einer heroischen Rettung erwartet ihn ein langsam herankrabbelndes Schlangen-Insekt, das sich offenbar auf der gleichen schicksalsschweren Talfahrt wie er befindet. Doch keine Sorge, das kleine, verletzte Biest tut nichts unerwartetes, sondern das, was Albtraum-Kreaturen eben so tun: Es krabbelt in seinen Mund und beendet den Tag für Rhodan auf denkbar unangenehme Weise – wie nett. Das große Finale? Na, das “Erwachen”! Rhodan öffnet seine Äuglein und – Überraschung – fühlt sich frischer als jemals zuvor. Es stellt sich heraus, dass der “In-den-Mund-Kriech-Akt“ von einer Königin der Dalaar orchestriert wurde, die ihn retten wollte. Natürlich, wer braucht schon Ärzte oder Heiler, wenn man ein gruseliges Krabbelvieh in den Rachen gedrückt bekommen kann, das einen “rettet”? Wieso, weshalb, warum? Wer sowas fragt ist dumm! Hauptsache Grusel und Gedärme – dieses Drama aus Schmerz, Insekten und Knochensplitterbrüchen ist eine perfekte Aufmunterungs-Geschichte und rückt die Perspektive für alle zurecht, die das Gefühl haben, ihr Tag hätte besser laufen können.

Friede, Freude, Mutantenmiliz?
Ah, die noble Versammlung von Wesenheiten mit telepathischen Reden und feierlichen Verkündigungen. Neuformiert und geeint, sagen sie. Aber irgendwas stimmt da nicht ganz bei den Kindern Artikas, wenn sich die Schneeleopardentürmer in den Schatten herumdrücken und das Volk nicht so recht jubeln will. Vielleicht haben sie gemerkt, dass die versprochene “Neuformierung” nicht viel mehr als ein aufgeblähter Paradeauftritt ist, ohne Antworten auf die wirklich brennenden Fragen. Aber was soll’s, wenigstens gibt es fette Eintöpfe und kräftige Mutantenmilizen, die uns über die Runden bringen und aufpassen, dass die Kinder Artikas auch weiter schön artik… äh… artig bleiben. Nicht so wie diese durchtriebenen Eisbärentypen. Das Leben an der Permafrostgrenze ist wirklich hart, aber wer braucht schon Wärme, wenn man stattdessen einen eiskalten Plan schmieden kann? Die Eliteeisbärkrieger und ihre frostigen Anführer beraten über die beste Methode, ihren verlorenen Stand zurückzuerlangen. Von friedlicher Zusammenarbeit bis hin zu blutrünstigen Umstürzen ist alles im Angebot: Die Fronten sind gespalten, die Lager zerstritten – doch die wirklich brillanten Köpfe haben eine “geniale” Idee: Wenn es schon hart auf hart kommt, warum nicht gleich die eigenen Welpen als Tribut anbieten? Genau, nichts stärkt die Verhandlungsposition so sehr wie das freiwillige Überlassen des kostbarsten Guts. Während die diplomatischen Strategen also darüber nachdenken, wie sie sich “unentbehrlich” machen, schütteln die meisten anderen nur den Kopf und fragen sich, ob das wirklich der beste Weg ist. Kleiner Tipp: Ist es nicht. Am Ende bleibt uns nur das resignierte Fazit des Spions: Der fette Lachs in den Grenzflüssen kann den Schmerz über den Verlust der Existenzgrundlage nicht lindern. In diesem Schlamassel hoffen die Eliteeisbärkrieger also inständig, dass die Sterne ihnen endlich den richtigen Ausweg weisen – bevor der Lachs ausgeht … oder die Welpen. Zwischen wilden Plänen, rebellischen Eisbären und absurden Ideen bleibt uns nur eins: die Hoffnung, dass die Kälte nicht alle guten Entscheidungen eingefroren hat.

Das Askenfolk gibt einen zum Besten!
Endlich, das Askenfolk erhebt seine Stimme – und wie? Mit der Gründung des Jarnfjordbodet, einer Zeitschrift, die alles und jeden darüber aufklären soll, wie toll die wunderbaren Errungenschaften dieses Volkes doch sind. Die Vision? Austausch und Verständnis zwischen den Völkern fördern. Die Realität? Ein bisschen Eigenlob hier, ein bisschen Handelswerbung da, und fertig ist das “Tor zur Welt”. Aber wollen wir mal nicht so gemein sein – immerhin ist es recht informativ: Dieses schicke Reich wird von einem Rat angeführt. Aber nicht irgendein Rat – es sind die Gilden, die wirklich das Sagen haben. Von Ingenieuren bis zu Alchemisten, von Händlern bis zu Heilern, jeder ist dabei. Jeder? Nein, nur die Elite dieser hochspezialisierten Vereine darf mitreden. Schließlich braucht man ja Experten für alles – sogar für das Archivieren von altem Wissen, für den Fall, dass es jemals wieder nützlich wird. Hat beim Kataklysmus wahrscheinlich nicht so ganz hingehauen – schade! Das Herzstück des Askenfolk ist der Jarnfjord, ein Ort von rauer Schönheit – weil „raue Schönheit“ ein Synonym für „ziemlich unbewohnbar und arschkalt“ ist. Aber immerhin, es gibt Eisen, und das reicht aus, um das Volk stolz und stark zu machen. Nebenbei erwähnt: Die Städte rund um den Fjord sind entweder historisch bedeutend (Jarnheim) oder so modern, dass sie aussehen, als wären sie direkt aus einem Ingenieurhandbuch entsprungen (Asketun). Logisch, klar strukturiert und – na ja – nicht gerade ein Ort für spontane Freudenfeste, wenn man mich fragen würde. Und genau so steht es auch um die Götter des Askenfolks – streng nach Gilde sortiert. Die Ingenieure beten zur “Meisterarchitektin” Mekinheimin, während die Händler Handarokk für ihren florierenden Handel danken. Es ist wie eine göttliche Verwaltungsstruktur: Jeder Bereich hat seinen Vorgesetzten im Pantheon, der für Ordnung sorgt. Und wehe, jemand betet zum falschen Gott – dann gibt’s einen Monat alten Tunfisch zum Frühstück. Sowas könnte ja das ganze System durcheinanderbringen! Die Ingenieure des Askenfolk sind so fortschrittlich, dass sie uns einfach ohne Worte ihre neueste Errungenschaft präsentieren: ein feuerbetriebenes Rad. Ja, das Rad wurde neu erfunden, diesmal mit Feuer. Warum? Na, weil man es kann! So, das Askenfolk hat gesprochen und der Jarnfjordbodet wird die Welt erleuchten. Auf feuerbetriebenen Rädern in die strahlende Zukunft, Juchee!

Knüppelei im Sandkasten
Unsere nächste Lektion wartet nur eine Buchseite entfernt: Der Aschenebel, der uns alle so lange in Isolation hielt, lichtet sich – der Vorhang hebt sich, die Welt erwacht! Und was tun die Buddelkasten-Kinder Darshivas? Sie erheben sich in ihrer ganzen Pracht… um einander noch gründlicher zu verpompfen. Und was braucht es, um eine Gruppe von hitzköpfigen Wüstenbewohnern von ihren ewigen Streitigkeiten um ein Wasserloch abzuhalten? Einen Blitz natürlich! Die Sippen, die sich seit unzähligen Monden um das letzte bisschen Wasser geprügelt haben, bekamen endlich die himmlische Klatsche, die sie brauchten. Ein grelles Licht, Ascheflocken in der Luft, ein ohrenbetäubender Donner – kurz gesagt: Der Himmel hatte genug von den Durstigen und ihren sinnlosen Kabbeleien. Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist, jahrhundertealte Fehden zu beenden? Einmal Zack, Blitz hinein und Ruhe in der Kiste. Merke: Wenn Reden nicht hilft, hilft ein Donnerwetter. Das haben meine Eltern auch immer gesagt. Statt langweiligem Diplomaten-Geplänkel genügt ein Rumms aus dem Nichts, um eine gespaltene Gesellschaft zu einen. Man fragt sich nur, warum niemand früher auf die Idee kam, den Himmel um Hilfe zu bitten, denn der weiß offenbar wie der Hase läuft!

Ein Groschen ins Jammerkässchen
Requiem der Aschlinge? Wohl eher die ultimative Hymne des Pessimismus. “Leben ist Mühsal und Qual, einzig der Tod bringt Erlösung!” – Klingt wie ein Wochenspruch aus einem Schlechte-Laune-Kalender. Die Jungs scheinen ja wirklich genau die Gesellschaft zu sein, die man sich auf jedem Dorffest wünscht. Vielleicht sollten wir einfach die Bärte wachsen lassen, uns in Höhlen verkriechen und warten, bis das Leben vorbei ist. Ach nein, Moment, das machen die Eiszwerge doch schon! Ich will doch nicht meinem eigenen Bericht vorgreifen! Also nochmal zurück. Aber wohin zurück. Ach ja – zu denen, die am liebsten schon aufgehört hätten, bevor sie überhaupt angefangen haben. Lieber tot als noch länger darauf zu warten? Das sehe ich genauso: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen. Also kollektiv bitte alle einen Strick nehmen und dem Trauerspiel ein Ende bereiten. Vielen Dank!

Einmal Schiffbruch zum Mitnehmen, bitte!
Unsere natürlich vollkommen wahre Geschichte eines besoffenen Seemanns beginnt damit, dass er auf einer unheimlichen Insel strandet, nachdem er tagelang auf See fast verdurstet wäre und selbstverständlich überhaupt keine Wahnvorstellungen hat. Und was erwartet uns dort? Eine steinerne Frau, die in die Ferne zeigt – fantastisch! Vielleicht deuten ihre Hände auf den nächsten Sturmschaden, den unser guter Seefahrer erleiden wird? Am Ende bleibt uns nichts außer der Frage: War das Floß der eigentliche Höhepunkt dieser Reise?

Feuer und Flamme für alte Hüte
Hoffen wir mal, dass der Pelzhändler aus dem Schnee sich nicht auch den einen oder anderen Schluck gegen die Kälte genehmigt hat und man seinem Bericht trauen kann. Er stolpert jedenfalls ganz unbedarft in diese Zeremonie hinein. Ugroz Velki wird zum König gekrönt und die Vila jubeln, als wäre der nächste Guru aus ihren Reihen aufgestiegen. Das müssen ja beinharte Masochisten sein, dass die sich schon so darauf freuen von ihrem neuen Obermufti wie Stahl geschmiedet zu werden. Denn bei Ugroz ist nicht nur das “U” groß, sondern auch die Megalomanie. Es scheint für den ungeübten Leser zunächst, als wäre das zentrale Ereignis das Aufsetzen einer Krone aus stumpfem, schwarzem Stein. Aber der wahre Höhepunkt? Die Vorfreude auf alte Maschinen und verlorene Städte, die eines Tages wiederentdeckt werden sollen, um richtig Rambazamba auf Darshiva zu veranstalten. Offensichtlich ist es nicht genug, ein König zu sein – man muss auch die halbe Welt niederbrennen, um ein beeindruckendes Erbe zu hinterlassen. Da freuen wir uns doch alle schon drauf, dass diese Feuerteufel ein weiteres Mal über die Welt herrschen, wie es ihre Legenden überliefert haben. Mal schauen, wie lange es dauert bis das nächste Mal alles zu Asche verbrannt ist. Ich nehme Wetten entgegen!

Ein typischer Tag im Leben eines… äääh…
Cwtsh… Nein, ich bin nicht auf einer fauligen Birne ausgerutscht – das ist der Name des geheimnisvollen Baumfreundes, der seine Tage in vollendeter öko-spiritueller Harmonie verbringt. Jeder Schritt ein Ritual, jeder Bissen eine Hommage an den Zyklus des Lebens. Schön, oder? Vielleicht. Wenn man keine Ambitionen kennt. Aber irgendwie liest es sich so, als hätte selbst der Autor beim Schreiben genickt – also, zustimmend mit dem Kopf genickt, meine ich. Obwohl, dieser Artikel ist vermutlich die perfekte Einschlaflektüre für so einen Ethnologen – eine fachspezifisch verklausulierte Symphonie in “nachhaltiger Langeweile”. Mir persönlich würden ja die Fachwörter im Kopf herumgeistern und meinen Schlaf stören. Aber schon meine Amme hat immer gesagt: Wer schlecht träumt hat wenigstens was zu erzählen. Also, ihr ungebildeten Kleingeister da draußen: Klöppelt euch mal schön dieses Fachwissen hier hinter die Ohren, damit ihr auf der nächsten Feier vor euren Saufkumpanen so richtig angeben könnt!

Hör mal, wer da flüstert
Oha, ein Bilderrätsel! Der Nebel lüftet sich und was erwartet uns? Omen und Flüstern, jede Menge. Vergiss Logik und Vernunft, die echten Helden dieser Bildersaga sind die nebulösen Andeutungen. Ob es jemand wirklich versteht, was passiert, spielt keine Rolle – es gibt Geheimnisse und sie sind da! Oder vielleicht auch nicht. Was auf jeden Fall da ist, ist ein göttlicher Popelbollen von den Sternen. Klein aber oho. Und der Nebel macht es halt spannend – huhuuuu!

Nebel weg, Halle da, Krone drauf!
Es gibt nichts Besseres, um trotz eisiger Temperaturen die Stimmung bei den Eiszwergen anzuheizen, als ein gutes Omen. Der Nebel, der seit Jahrhunderten die Sicht versperrt, lichtet sich plötzlich und – oh Wunder – die Halle der Könige taucht wieder auf. Zufall? Wohl kaum! Das schreit nach einer Krönung! Warum? Ist wohl alte Zwergentradition. Während die frostigen Halbwüchsigen noch debattieren, ob Omen heutzutage überhaupt noch zählen (“Es ist nur Nebel! Der kommt und geht halt!”), ist klar: Es muss auf jeden Fall ein neuer Tharn her. Also, was passiert? Der Tharn Davara legt feierlich seine Hand in das magische blaue Feuer, das ihn nicht etwa verbrennt, sondern mit einer “kühlen Macht” erfüllt – weil bei den Eiszwergen selbst die Magie frostig ist. Und das zauberhafte Flämmchen brennt, als hätte es nur darauf gewartet, die nächste Generation von Thronwärmern zu kühlen, obwohl es sonst keine Magie mehr auf Darshiva gibt. Das beeindruckt selbst den hinterletzten bärtigen Eisklotz und Applaus ist gewiss. Nach dem Aufsetzen der funkelnden Eiskristallkrone – weil normaler Schmuck einfach zu warm wäre – erhebt sich der neue Tharn und spricht einen beeindruckenden Eid, den keiner versteht, mit dessen vollständiger Ausführung uns jedoch noch gedroht wird und begrüßt sein jubelndes Volk. Auftrag erfüllt: Ein neuer König ist gekrönt, die Zwerge sind begeistert und die nächste Eiszeit kann kommen! Und bis dahin setze ich mich erstmal an den Kamin, weil mir bei dieser Geschichte schon fast die Nippel abgefroren sind.

Nachricht vom Boden einer Flasche
Was beginnt als entspannter Spaziergang am Strand, endet als absurdes Abenteuer: Volon, der gemütliche Einsiedler, wandert friedlich an der Küste entlang, tief in Gedanken über Muscheln und Felsen versunken. Dann plötzlich: Beben! Grollen! Und eine Kreatur, die aussieht, als hätte das Meer sämtliche Restbestände zusammengeklöppelt, die es noch zu bieten hatte. Volons entspannte Strandstimmung ist dahin, denn was da aus den Tiefen des Ozeans auftaucht, ist nichts weniger als Rasch’Nu. Der gute Volon ist reichlich von den Socken und fragt sich zurecht: “Was nu, Rasch’nu?” Natürlich reicht bloßes Staunen nicht aus – der Muschelklops hat beschlossen, dass der debile tattrige Einsiedler der perfekte Botschafter für seine Rückkehr ist. Kaum hat Volon sich von der Schockstarre erholt, spürt er auch schon eine Präsenz in seinem Geist, die ihm eine Botschaft übermittelt: “Fürchte dich nicht, ich bin die Rasch’Nu.” Klingt beruhigend, oder? Denn wenn dir ein uraltes, schleimiges Seeungeheuer sagt, dass man sich nicht fürchten soll, ist das immer ein gutes Zeichen und ein absolut plausibler Grund, keine Angst mehr zu haben. Rasch’Nu erklärt, dass sie sich nach Jahrhunderten der Metamorphose entschieden hat, jetzt aus dem Wasser zu krabbeln und ein ganzes Volk von luftatmenden Korallenwesen zu erschaffen. Kein Grund zur Sorge also – es ist nur eine ganz gewöhnliche Invasion. Sie kommen nicht in Feindschaft, aber sie werden kommen um zu bleiben. Volon bekommt die ehrenvolle Aufgabe, die Welt darüber zu informieren, dass diese wandelnden Meereskorallen die Strände Darshivas bevölkern werden. Und nach dieser aufschlussreichen Unterhaltung mit einem uralten Seemonster erwacht er, wie jeder vernünftige Mensch, der etwas zu viel gebechert hat, ohne zu wissen, wie er nach Hause gekommen ist. Aber jetzt hat er einen Auftrag: Er muss allen sagen, dass die Rasch’Nu da sind. Ob das gut oder schlecht ist, weiß er nicht, aber eines ist sicher: Das wird alles verändern! Und deshalb schnappt er sich die unzähligen leeren Flaschen in seiner Bude (wie sind die eigentlich alle leer geworden?) und versendet die Neuigkeit per Flaschenpost – diese Nachricht ist so wichtig, dass… irgendjemand sie schon finden, lesen und ernst nehmen wird.

Wenn einem das Feuer der Jugend zu Kopf steigt
Heieiei, da brat mir doch einer nen Feuerelf. Was hier veranstaltet wird, geht ja auf keine Qhybeshhaut (ein Qhybesh ist übrigens ein vertrocknetes Maultier). Aber eins nach dem anderen: Hier geht es um die Weihe der Hal Am’Vnelayjah – diese Amtsbezeichnung geht von der Zunge wie Schmieröl. Und wie läuft so eine Weihezeremonie in Al‘Umbryjil? Nun, sie beginnt ganz harmlos mit ein paar neugierigen Bürgern, die sich über die “barbarischen Traditionen” und die miese Wahl zum neuen Reichsoberhaupt beklagen. Unter den Wartenden ist auch ein neugieriger kleiner Junge, für den klar ist: Die Priester haben hier das Sagen und die Hörmuschel direkt am Mund der Feuergöttin und deshalb will er eines Tages auch Priester werden, um gediegen ein Ründchen mit der Göttin zu plaudern. Irgendwie schleicht sich der Gedanke ein, dass es einfacher ist, ein Gespräch mit einem allmächtigen Wesen zu führen, als seine Eltern zu fragen, wann die Zeremonie endlich losgeht. Doch dann beginnt auch schon das Spektakel. Der Oberpriester, der wahrscheinlich etwas zu viel rumgebrüllt hat in seinem Leben, bedient sich zur Unterstützung eines Sprachtrichters, damit man ihn verstehen kann. Obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, wenn man ihn nicht gehört hätte, denn es folgt eine Leier über die tollen Leistungen des verstorbenen Vorgängers, die offenbar so langweilig war, dass der Schreiberling beschlossen hat, sie mit keinem weiteren Wort auszuführen. Doch dann wird es dramatisch: Die junge Frau, die künftig ihr Volk führen soll, schneidet sich in den Arm, um ihr Blut und ihr Fleisch dem Feuer zu opfern. Wahnsinnig dramatisch. Offenbar ist Selbstverbrennung der neueste Trend in der Politik! Aber ich muss schon sagen, diese Feuerelfen haben Zunder. Ob ich zu einem Grillfest nach Al’Umbryjil reisen würde, weiß ich allerdings nicht. Wer weiß, was da über dem Feuer landet.

Warten auf den Schneemann
Das ist ja wie Wechselduschen – heiß, kalt, heiß, kalt. Gerade noch bei den Feuerelfen, jetzt schon bei den Eiselfen… oder was auch immer diese Andari genau sein mögen. Jedenfalls starren sie mit einem tiefen Seufzer der Langeweile auf den tiefgekühlten Hochkönig Astharis, der seit Urzeiten friedlich im Eis schlummert. Vielleicht hat er einfach die allumfassende Weltendämmerung verschlafen – keine Sorge, das Volk wartet geduldig darauf, dass die Feier endlich beginnt! Jeder weiß, ein wahrer Künstler lässt gerne auf sich warten. Das steigert die Dramatik! Doch dann betritt dieses Dreiergeschwader die Bühne und stiehlt dem König seinen großen Auftritt: “Die Zeit des Wartens ist vorbei!” – Oha, was für ein Anheizer für das unterkühlte Publikum. Da hat wohl jemand seinen Motivationsratgeber für epische Momente gut studiert. Die Ansprache des “Gebieters der Worte”, wie er sich selbst nennt, schwingt durch die kalte Luft, während er verspricht, dass das illustre Trio das Volk der Andar durch die bevorstehenden Herausforderungen führen wird. Was für Herausforderungen das genau sein könnten? Wer weiß das schon! Aber das hält die Andar nicht auf – sie sind bereit, sich dem Unbekannten zu stellen und ihren Platz in der neuen Welt einzunehmen, bis ihr königlich schlummernder Schneemann endlich seinen Allerwertesten hoch bekommt. Und nach diesem feierlichen Aufruf zu neuen Taten marschieren sie zur Höhle hinaus, bereit für ihr großes Abenteuer! Wer kann sagen, was die Welt für die Andar bereithält? Vielleicht finden sie ein neues Zuhause oder einfach nur ein paar warme Socken – beides möchte man ihnen dringend wünschen.

Expeditionen in die absurde Anarchie
Wieder einmal folgt unser unerschrockener Forscher Poc einer heißen Spur – diesmal in das Reich der Eluvaari, eines geheimnisvollen Volkes, das… gar nicht so geheimnisvoll zu sein scheint. Kurze, fellige Wesen mit einem feinen Hörsinn, die lieber pfeifen als zu reden – beeindruckend! Aber was tun sie sonst so? Nun, sie schlafen den halben Tag und arbeiten die Nacht hindurch. Zudem kaufen sie mit bläulichen Kristallen ein, weil Münzen einfach zu langweilig sind. Definitiv das Ziel jedes Abenteurers – eine Reise in ein Reich, wo die größte Herausforderung die Anpassung an den Schlafrhythmus ist. Poc ist dennoch begeistert, obwohl er sich erst daran gewöhnen muss, dass die Eluvaari ihm kaum ins Gesicht sehen. Vielleicht sind sie einfach schüchtern – oder sie sind allesamt ausgeprägte Bodenbetrachter. Vielleicht sollte Poc auch mal in einen Spiegel schauen und die Ursache nicht immer nur bei seinem Gegenüber suchen. Naja, lassen wir das. Jedenfalls jagt eine Überraschung die nächste. Die ganze Königsfamilie spielt am liebsten “normaler Bürger” und hat eigentlich sowieso auch nichts zu sagen. Denn der Rat dieses Volkes wird ausgelost. Das haut den Poc glatt aus den Schuhen. Ich meine, ich muss auch gestehen, dass so etwas wie demokratische Wahlen irgendwie einen Sinn ergeben, wenn nicht gerade der König selbst seinen dicken Daumen auf dem Volk hat. Aber wer braucht schon Wahlen, wenn es Anarchie gibt. Es gibt keinen Zufall, es gibt nur Schicksal. Und in dieser chaotischen Welt gibt es nur einen Weg: Man muss sich das Chaos einverleiben um wahre Harmonie mit der Welt zu finden. Wenn das mal nicht die philosophische Königsklasse ist, was dann?

Inspiration auf Abwegen
Und dann noch zum Abschluss ein kleines Häppchen Kultur für die Kunstbanausen. Ein Pinselschwinger entdeckt ein Tal. Es ist wundervoll, atemberaubend… und unzugänglich! Der arme Maler kann nur von der Ferne aus gaffen und staunen. Aber keine Sorge, die Festung im Tal wird in jedem Fall gemalt, denn wer braucht schon Details oder Hintergründe, wenn man die “Essenz” des Ortes erfasst? Die wahre Kunst liegt im Glauben daran, dass da unten vielleicht irgendetwas Interessantes geschieht. Hoffen wir mal, dass die nächste Inspiration nicht auch so unerreichbar bleibt und der gute Meister Güldenhaag auf seinem Heimweg nicht verschollen ist, damit er uns noch mit so mancher sinnentleerten Zufallsinspiration aus seinem offenbar sonst nicht wirklich ereignisreichen Leben beglücken kann.

Noch ein Wort zum Schluss
Nach all diesen Ausuferungen muss ich abschließend noch einmal appellieren: Vergebt mir meine spitze Zunge, oh werte Lesende. Nichts liegt mir ferner, als die fantastischen Werke der Verfasser und Verfasserinnen dieser Berichte und Geschichten zu besudeln. Doch ist es von Nöten, in diesen finsteren und schweren Zeiten auch die Lachmuskeln etwas zu erleichtern und nicht alles so ernst zu nehmen wie ein dunkles Starkbier. Das Leben muss auch seine fröhlichen Seiten haben.

In diesem Sinne:
Gehabt euch wohl und auf baldiges Wiederlesen!

Siehe auch: