Die erste Schlacht der Rash’Nu

Dies ist der Augenzeugenbericht von Volon dem Einsiedler über die erste Schlacht der Rash’Nu:

Die Nacht war schwer und düster, als ich die ersten Schatten über den Hügeln erkannte. Niemand hatte sie kommen sehen, und bevor ich es richtig begreifen konnte, zogen sie wie eine düstere Wolke in die Richtung meines Dorfes, flackernde Funken tanzten zwischen ihnen. Aschewesen. Sie kamen lautlos, als wären sie aus den Nebeln selbst geboren, und hinterließen in ihrem Zug nur Zerstörung. Mein Herz schlug schneller, die Legenden, die ich gehört hatte, über Dörfer, die im Aschenebel verschwanden, wurden plötzlich bittere Realität. Angst packte mich – nicht um mein Leben, denn das ist für einen alten Mann kein hohes Gut mehr – sondern um das Dorf, um die Menschen, die hier lebten.

Der Angriff begann rasch und brutal. Die Dorfbewohner, kaum in der Lage, sich zu verteidigen, wurden überrannt. Die Luft roch verbrannt, und ich spürte die Hitze, als Flammen aufloderten und Häuser in Brand setzten. Die Aschewesen waren gesichtslose, verzerrte Gestalten, die wie flackernde Schatten durch die Dunkelheit huschten. Es schien aussichtslos. Dann, inmitten des Chaos, brach ein fremdartiger Ton durch die Nacht – ein melodisches Summen, das tief in seinem Inneren widerhallte.

Aus dem Nebel des Meeres, wie aus der Tiefe der Welt selbst, tauchten sie auf: die Rash’Nu. Zuerst sah ich nur schemenhafte Umrisse, dann wurden die massiven, kunstvollen Exoskelette sichtbar, ihre kalkartigen, schimmernden Rüstungen, die sich wie eine Barriere zwischen den Angreifern und dem Dorf schoben. Ohne ein Wort zu verlieren, ohne zu zögern, formierten sie sich in vollkommener Synchronität. Ihre Bewegungen waren wie die eines einzigen Wesens, fließend und präzise, als ob ihre Gedanken nicht ihre eigenen, sondern die eines größeren Geistes wären.

Die Rash’Nu stürzten sich in die Schlacht mit der Eleganz eines Fischschwarms, jeder Schlag ihrer Arme und Klauen wie das synchronisierte Schwappen der Flut. Sie schienen die Angriffe der Aschewesen vorherzusehen, sie zu umfließen und blitzschnell zu kontern. Wo ein Rash’Nu fiel, übernahm sofort ein anderer seinen Platz, als gäbe es keinen Moment der Schwäche, keinen Raum für Fehler. Sie fegten über ihre Feinde hinweg, ihre Bewegungen schimmerten in einem Tanz von Kalk und Klinge, kunstvoll und doch tödlich.

Ich stand fassungslos am Rande der Schlacht und beobachtete, wie die Aschewesen, die eben noch unaufhaltsam schienen, unter der unerbittlichen Präzision der Rash’Nu zerbrachen. Jeder Schlag, jede Bewegung war Teil eines größeren Plans, einer Symphonie, geführt von einem einzigen Verstand, der wie das Rauschen des Meeres in meinem Kopf dröhnte.

In wenigen Minuten war es vorbei. Die Aschewesen verloren ihr Leben, und nur die Rash’Nu blieben in der Stille, die auf das Chaos folgte. In vollkommener Einheit standen sie da, wie Wächter, die über uns wachten ohne ein Zeichen von Erschöpfung oder Triumph. Mein Atem stockte, mein Herz hämmerte in meiner Brust, und ich wusste nicht, ob ich von Angst oder Ehrfurcht ergriffen war.

Einer der Rash’Nu – ein Soldat, so majestätisch in seiner Erscheinung wie die anderen, aber doch anders – schritt auf mich zu. Seine Rüstung schimmerte im Mondlicht, und seine Schritte waren lautlos, als ob er den Boden unter sich kaum berührte. Sowie die Kreatur sich mir näherte, spürte ich plötzlich eine Präsenz in meinem Geist. Es war nicht beängstigend, sondern beruhigend, fast wie eine Melodie. Durch diesen einen Soldaten hörte ich sie wie eine Welle, leise und doch allumfassend, eine Stimme, die nicht in meinen Ohren erklang, sondern tief in meinem Geist.– die Stimme des Ursprungs, der Königin, Rash’Sul.

„Volon,“ vernahm ich es melodisch und fremd zugleich, „Du hast uns bereits gesehen, doch heute hast du unsere wahre Stärke erlebt. Die Welt birgt viele Gefahren, und die Nebel verbergen mehr als nur Schatten. Du hast das Unbekannte berührt, und nun rufe ich dich. Komm. Finde mich in den Tiefen meiner Stadt, wo die Geheimnisse des Ozeans und des Geistes vereint sind. Die Wellen des Schicksals führen dich zu mir. Der Weg ist dir bereitet.“

Die Stimme verstummte, und der Soldat entfernte sich, ohne ein weiteres Wort. Doch ich wusste, dass ich nicht derselbe war wie zuvor. Das Dorf war gerettet, doch meine Welt hatte sich für immer verändert. Die Rash’Nu waren gekommen, wie Geister aus der Tiefe – und jetzt riefen sie mich. Sie hatten etwas in mir geweckt, eine Neugier, eine Faszination, die nicht gestillt werden konnte. Ich werde gehen, denn ich habe gesehen, was sie können – und ich möchte wissen, was noch verborgen liegt in den Tiefen ihres Seins.

So endet mein Bericht, doch meine Reise beginnt gerade erst.

– Inhalt einer Flaschenpost –

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