oder: Nachwehen einer neugeborenen Welt?
Weitere seltsame Phänomene sind auf ganz Darshiva zu beobachten, deren Bericht für alle Völker dieser Welt
sicher mehr als interessant sein dürfte:
Zum einen wurde bereits im vergangenen Buch der Zeit von so manchem Schreiber über Begegnungen mit
nebelhaften Geschöpfen berichtet. Diese oftmals als Nebelwesen bezeichneten Kreaturen scheinen mit dem
Aschenebel in irgendeiner Verbindung zu stehen, welche jedoch nicht ganz klar ist. Sicher ist nur, dass diese
Wesen oftmals in Regionen gesichtet wurden, die noch nicht allzu lange vom Aschenebel befreit waren. Über
die Gestalt dieser Wesenheiten herrscht eine gewisse Uneinigkeit, was uns letztlich zu dem Schluss führt, dass
die Nebelwesen von sehr unterschiedlicher Erscheinung sein können. Sie haben nahezu beliebige Größe und
Form – häufig haben sie humanoide Züge und Körpergröße, ähnlich den auf Darshiva bekannten Völkern,
allerdings nicht immer. Manche von ihnen sind in ihrem Aussehen komplett entfremdet und nicht viel mehr
als Schemen und Schatten, andere wiederum weisen ganz klare Konturen und feinste Züge auf und besitzen
sogar erkennbare Gesichter und dergleichen. Von komplett unversehrter Erscheinung auch mit schemenhafter
Kleidung, Waffen und Ähnlichem bis hin zum Aussehen eines Toten – oder besser Untoten – mit offensichtlich
tödlichen Verletzungen oder gar vollständig skelettiertem Körper scheint ebenfalls alles möglich zu
sein. Gemeinsam haben sie in jedem Falle, dass die Körper unwirklich und nebelhaft wabernd erscheinen und
man zuweilen den Eindruck gewinnt, dass diese tatsächlich nur aus Nebel, Rauch und Aschewolken bestehen
oder aber mit dem Nebel, der sie in der Regel umgibt, verschmelzen. Gelegentlich sollen die Wesen in unnatürlichen
Farben glimmen und in eher seltenen Fällen werden sie auch von Glut und Funken umgeben.
Sie scheinen überwiegend aggressiv zu sein, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Manche berichten von
rasendem und tollwütigem Kampfesrausch und Zerstörungswahn, andere von Versuchen sowohl telepathisch
als auch physisch in ihre Opfer einzudringen und sie geistig zu verwirren und zu martern oder die Kontrolle
über den Körper zu übernehmen.
Glücklicherweise scheinen die Wesen überwiegend für physische Waffen verwundbar zu sein. Zumindest lassen
sie sich damit bekämpfen oder vertreiben. Leichen bleiben grundsätzlich keine zurück. Die Gestalten lösen
sich in Nebelschwaden auf, wenn sie bezwungen werden. Ob dies ihren tatsächlichen Tod zur Folge hat oder
ob die Essenz dieser Wesen lediglich entschwindet und nur vorübergehend unschädlich gemacht wurde, ist
nicht geklärt.
Ein weiteres womöglich noch größeres Rätsel scheint die Entdeckung von altertümlichem Kartenmaterial zu
bergen. Das Wissen aus der Alten Zeit, wie die Ära vor dem Kataklysmus gerne bezeichnet wird, ist nahezu
gänzlich verschollen. Doch hier und da tauchen Bruchstücke und Aufzeichnungen auf. So haben wir bereits
einige wenige Personen unterschiedlichster Völker gefunden, welche uraltes Kartenmaterial zutage gefördert
haben. Wie sich herausstellte, war dieses in praktisch allen Fällen massiv fehlerhaft. Wäre dies nun ein Einzelfall
und wären die Fehler eher geringer Natur, so würde man hier am ehesten vermuten, dass die Kartographie
zu jener Zeit unzureichend war. Jedoch sind so gravierende Unterschiede von sämtlichem Kartenmaterial zur
tatsächliche Geographie festzustellen, dass die Funde unabhängig von Ort und Alter vollständig unbrauchbar
sind. Wir konnten gar Kartenmaterial aus verschiedenen Regionen bergen, welches eine Überschneidung
aufwies und in dem große Bereiche nahezu identisch verzeichnet waren, welche aber allem Anschein nach
vollständig von der Realität abweichen. Die einzige sinnvolle Schlussfolgerung, welche wir daraus bislang ziehen
konnten, ist, dass der Aschenebel die Welt nicht nur bedeckt hat, sondern dass sich die Welt hinter dem
Schleier auf unvorstellbare Weise verändert hat. Wir sprechen hier von Bergen, die ihren angestammten Platz
verlassen haben und von Flüssen, Seen und ganzen Meeren, die verschwunden oder neu entstanden sind. Eine
derartige globale Transformation könnte durchaus die Zerstörung des Kataklysmus mit sich gebracht haben.
Doch der Ursprung und die tatsächliche Erklärung für dieses unfassbare Phänomen – wenn es denn wirklich
so geschehen sein sollte – bleibt uns ein Mysterium.
Hjel’Raan
Oberster Schriftführer der Ntal’Hrom