Nachhaltige Lösungen der Vnelayjah in Zeiten der Not
Seit dem Tag, an dem – soweit wir dies verstehen – der Kataklysmus die Welt in den verhüllenden Aschenebel tauchte, haben sich wohl sämtliche Völker Darshivas in Isolation und Entbehrung geübt. Wir, die Vnelayjah – mancherorts auch Feuerelfen genannt –, deren Wiege die trockenen Weiten der Wüste sind, haben uns auch diesen Umständen angepasst und inmitten der Trostlosigkeit Hoffnung und Überleben gefunden.
Hier möchte ich einige der Errungenschaften meines Volkes aufführen, um einerseits die Kultur der Vnelayjah mit jedem interessierten Lesenden zu teilen und um andererseits womöglich so manchem Volk in dieser schwierigen Welt neue Wege aufzuzeigen, wie es trotz der herrschenden Widrigkeiten gedeihen kann.
Trinkwassergewinnung –
Vom wahren Schatz der Wüste
In einer Welt, in der Wasser kostbarer ist als Gold, haben die Vnelayjah Methoden entwickelt, um diese lebenswichtige Ressource zu sichern. Unsere Kenntnisse über das Aufspüren von Oasen, Quellen und Wasserlöchern in der Einöde anhand von Strukturen in der Landschaft, Beschaffenheit des Bodens und der Flora und Fauna, sind umfassend und werden bereits den Jüngsten des Volkes gelehrt. Der Tiefbrunnen ist seit jeher unverzichtbarer Grundstein einer jeden Siedlung abseits einer Oase und sein Bau ein altes Handwerk, welches wir über die Zeit hinweg perfektioniert haben. Doch es gibt weitere Möglichkeiten, um an das lebenspendend Nass zu gelangen. Unsere fortschrittlichste Technik besteht darin, den unsichtbaren Morgentau zu ernten, der sich in den frühen Stunden auf kühlen Oberflächen sammelt. Mit fein gesponnenen Netzen und speziell konstruierten Behältern fangen wir jeden kostbaren Tropfen Feuchtigkeit ein und leiten ihn in unterirdische Speichersysteme, wo das Wasser vor Verdunstung und Verschmutzung geschützt bleibt.
Diese Technik hat nicht nur unser eigenes Überleben gesichert, sondern auch das Leben unserer Tiere und Pflanzen. Ein einfaches aber geniales System, das mit minimalen Ressourcen maximale Wirkung entfaltet – eine Methode, die auch in anderen klimatisch schwierigen Regionen Anwendung finden könnte.

Wüstengärten –
Leben in der Trockenheit
Während fruchtbare Böden für viele von uns zu einem fernen Traum geworden sind, haben wir Wege gefunden, selbst in der härtesten Wüste Nahrung zu produzieren. In tiefen Gruben, geschützt vor den sengenden Strahlen der Sonne und dem unbarmherzigen Wind, gedeihen unsere Pflanzen. Mit einer Kombination aus effektiven Wüstengewächsen und gezielter Bewässerung über unterirdische Kanäle konnten wir unsere Ernährung sichern und gleichzeitig die kostbaren Wasserressourcen schonen.
Wir laden jene, die ebenfalls mit der Unfruchtbarkeit des Bodens kämpfen, dazu ein, von diesen Techniken zu lernen und sie in ihren eigenen Ländern zu adaptieren. Mit Geduld und der Weisheit der Erde kann auch in den kargsten Gegenden Fruchtbarkeit wiederhergestellt werden. Gerne sind wir zum Austausch über landwirtschaftliche Errungenschaften bereit. Bevorzugter Korrespondent hierfür ist Usqhal Yshav Allahnyjam, Ratsmitglied für Landwirtschaft des Reichsrates von Al’Umbryjil.
Ressourcenschonende Energie –
Vom freundlichen Besänftigen des hungrigen Feuers
In der glühenden Hitze unserer Wüsten haben wir gelernt, das Element, das uns heilig ist, zu unserem Vorteil zu nutzen. Die Vnelayjah haben eine Methode entwickelt, um die natürliche Wärme der Erde zu nutzen, indem wir heiße Quellen und unterirdische Hitzeströme für unsere Bedürfnisse erschließen. Diese Wärmequelle versorgt uns mit Energie für die Metallverarbeitung, das Kochen und das Heizen unserer Siedlungen in den kalten Nächten, ohne dass wir auf herkömmliche Brennstoffe angewiesen sind. Dal Am’Shyjiv liegt unweit einer Bergformation, welche vulkanischen Ursprungs zu sein scheint und so hatten wir Zugriff auf diese für Wüstengegenden eher unüblichen Energiequellen.
Gleichzeitig haben wir Wege gefunden, unsere knappen Ressourcen effizienter zu nutzen. Durch die Entwicklung von Brennstoffen, die langsamer und heißer brennen, können wir die wenigen verfügbaren Brennmaterialien schonen und dabei dennoch eine stabile Energieversorgung gewährleisten. Diese Techniken bieten eine nachhaltige Lösung für jene, die in unwirtlichen oder abgelegenen Gebieten leben und nur begrenzten Zugang zu traditionellen Energiequellen haben.

Alternative Baumaterialien –
Aus der Not eine Tugend machen
Holz und Stein mögen anderswo in Fülle vorhanden sein, doch in unserer Heimat sind diese Materialien selten. Stattdessen müssen wir uns jenseits der Sandsteingebirge auf das verlassen, was uns die Wüste bietet – trockene Pflanzenfasern, Sand und Asche. Durch die Entwicklung einer speziellen Methode zur Herstellung von stabilen Ziegeln, die aus gepresstem Sand und Asche geformt werden, haben wir ein Baumaterial geschaffen, das den rauen Bedingungen der Wüste standhält und vergleichsweise wenig Feuchtigkeit zur Herstellung benötigt. Diese Ziegel sind widerstandsfähig gegenüber Hitze und Erosion und bieten eine kostengünstige und nachhaltige Lösung für den Bau von Siedlungen.
Diese und weitere Lehren aus unserer Erfahrung in der Wüste könnten auch für andere Völker, die sich in extremen Umgebungen befinden, nützlich sein. Mit solchen Techniken ist es möglich, widerstandsfähige und stabile Gebäude zu errichten, auch wenn traditionelle Baumaterialien fehlen.
Artgerechte und effiziente Tierhaltung –
Die Symbiose mit der Wüste
Ein weiteres Element, welches das Überleben unseres Volkes in der Wüste gesichert hat, ist die symbiotische Beziehung zu den Tieren, die uns seit Generationen begleiten. Von besonderer Bedeutung ist die Züchtung des Qhybesh, eines robusten Mischlings, der durch die Kreuzung unserer heimischen Esel mit einer Rasse von Wüstenpferden entstanden ist. Diese Tiere, die den extremen Bedingungen der Wüste mühelos trotzen, sind in vielerlei Hinsicht auch ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit unseres Volkes.
Der Qhybesh benötigt nur wenig Nahrung und Wasser, um lange Strecken zurückzulegen und schwere Lasten zu tragen. Seine geringe Milchproduktion ist dennoch wertvoll, da sie in den kargen Regionen oft eine willkommene zusätzliche Quelle für Nahrung und Flüssigkeit darstellt. Sein Fleisch ist zwar mager, aber in Zeiten der Not eine wichtige Nahrungsquelle. Die Fäkalien des Qhybesh sind aufgrund der knappen Nahrung, die die Tiere erhalten, kaum nährstoffreich und werden nur im Notfall als Dünger eingesetzt. Daneben haben die Feuerelfen auch das Tarqhajib domestiziert, ein kräftiges Wüstenrind, das uns mit reichhaltiger Milch, gehaltvollerem Fleisch und wertvollem Dünger versorgt und so die Haltung des Qhybesh auf vorzüglichste Weise ergänzt. Diese Tiere sind an das Leben in der Wüste ebenso gut angepasst wie wir selbst. Sie ernähren sich immer von dem, was die Natur ihnen gerade bietet, von widerstandsfähigen Pflanzen wie Wüstengräsern und Kakteen über andere Arten von Sukkulenten und verschiedenem Strauchwerk bis hin zu Baumfrüchten wie Datteln, Maulbeeren, Granatäpfeln und Feigen, die vor allem in den Oasen in großen Mengen vorkommen.
Das Zusammenspiel zwischen unserem Volk, unseren Tieren und der Wüstenumgebung bildet die Grundlage für einen funktionierenden, nachhaltigen Lebensraum, in dem jedes Wesen einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand des Ganzen leistet. So ehren und pflegen wir unsere Tiere, bieten ihnen Schutz, Wasser und Nahrung und plündern nicht ihre natürliche Heimat. Inmitten von Trockenheit und Entbehrung ist es diese Balance, die es uns ermöglicht hat, zu wachsen und zu gedeihen. Wir sind stolz darauf, diese Weisheit mit den anderen Völkern zu teilen, die mit den Herausforderungen unserer Welt konfrontiert sind.
Dieser Artikel bietet nur einen ersten Einblick in das Wissen, die Kultur und die Techniken der Feuerelfen. In zukünftigen Ausgaben hoffe ich, weitere Details zu diesen Errungenschaften zu teilen und unseren künftigen Freunden und noch unbekannten Nachbarn in der Welt zu helfen, das Überleben zu sichern – ganz im Geiste Vnelyras, der Göttin des Feuers und des Lebens, die uns stets leitet.
niedergeschrieben von
Beysira Ihlahja Seannyal
Ratsmitglied für Handel und Infrastruktur des Reichsrates von Al’Umbryjil
im 2. Mondlauf nach der Asche
